Die Mitteldeutsche Braunkohlegesellschaft (Mibrag) will den Tagebau Vereinigtes Schleenhain im Süden Leipzigs ausweiten. Beim zuständigen Oberbergamt wurde Anfang März ein entsprechender Antrag eingereicht. Darin ist von einem Vorrat von 35 Millionen Tonnen Braunkohle die Rede, von denen man etwa zehn Millionen Tonnen abbauen will. Bei Umweltschützern und Anwohnern sorgt dies für Unmut und Empörung.
Alle sprechen vom Klimawandel, nur die Mitteldeutsche Braunkohlegesellschaft will weiter fleißig Kohle fördern. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts bereits wird im Raum Leipzig Kohle abgebaut. Dadurch wurde auch eine einzigartige Auenlandschaft weitgehend zerstört. Der Leipziger Auwald gehört zu den größten erhaltenen Auwaldbeständen in Mitteleuropa. Besonders im Süden Leipzigs haben die Braunkohletagebaue diesen stark geschädigt. Zudem fielen unzählige Ortschaften der Abbautätigkeit zum Opfer, ganze Dörfer wurden dem Erdboden gleichgemacht, ihre Bewohner umgesiedelt.
Zahlreiche Tagebaue sind inzwischen stillgelegt und es wurden vielfältige Rekultivierungs-maßnahmen in Angriff genommen. Die Tagebaue wurden zum Teil geflutet und das Sächsische Seenland mit vielen Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten entstand. Derzeit sind noch die Tagebaue Profen und Vereinigtes Schleenhain durch die Mibrag in Betrieb. In den letzten Jahren gab es bereits viel Aufsehen um die Abbautätigkeiten, so im Zusammenhang mit der Zerstörung der Ortschaft Heuersdorf und der Umsiedlung deren Bewohner für die Ausweitung des Tagebaus Vereinigtes Schleenhain. In dem Tagebau fördert die Mibrag Kohle zur Verstromung im Kraftwerk Lippendorf. Trotz aller Vorbehalte und trotz Klimaschutzzielen soll die Abbautätigkeit weiter gehen. Die Mibrag hat zunächst eine Bergbauberechtigung beantrag, mit der sie sich Gewinnungsrechte sichern will. Für den eigentlichen Braunkohleabbausind weitere Genehmigungen erforderlich.
Der klima- und energiepolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Johannes Lichdi, sagte, die Ausweitung von Schleenhain verlängere die sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Folgen des Braunkohleausstiegs. Mit dem EU-weiten Emissionshandel ab 2013 werde die Abschaltung von Kraftwerken erzwungen und die Erweiterung des Tagebaus sei damit eine gigantische Fehlinvestition. Bei Greenpeace heißt es, in Zeiten des Klimawandels neue Braunkohletagebaue zu planen, sei verantwortungslos. Die Verbrennung von Braunkohle setzte die dreifache Menge CO2 frei wie Erdgas.
Betroffen von den Ausweitungsplänen der Mibrag ist unter anderem die Gemeinde Kieritzsch, deren Bürgermeister Henry Graichen den Plänen ablehnend gegenüber steht. Das Bergbauamt Freiberg hat deutlich gemacht, dass man einer Abbaggerung der Ortschaft nicht zustimmen werde. Mibrag-Vorstandsvorsitzender Joachim Geisler soll eingeräumt haben, dass noch nicht feststehe, ob jemals Kohle abgebaut wird.
Der Südraum Leipzig hat in der jahrzehntelangen Abbautätigkeit bereits starke Schäden erlitten. Eine einmalige Natur- und Kulturlandschaft wurde verschandelt. Und auch wenn durch Flutung der Tagebaurestseen zahlreiche Gewässer entstanden, ist deren Versauerung unter anderem ein großes Problem, Altlasten kontaminieren das Wasser. Die ausgedehnte Auwaldlandschaft ist in ihrer ursprünglichen Form nicht wieder herzustellen. Anstatt noch mehr abzubauen sollte das Hauptbemühen weiterhin der Rekultivierung gelten.
Josephin Lehnert
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