Der Bundesverband der Energie und Wasserwirtschaft (BDEW) hat gemeinsam mit der Unternehmensberatung Ernst & Young eine Umfrage unter Stadtwerken und regionalen Energieversorgern zum Thema Energiewende durchgeführt. Das Ergebnis zeigt einerseits ein großes Interesse beider an der Energiewende und auch die Bereitschaft eine Vorreiterrolle zu übernehmen, andererseits Frustration über die Politik.
Als größtes Hemmnis der Energiewende betrachten 44 Prozent der Befragten die Politik beziehungsweise die unklaren gesetzlichen Richtlinien, gefolgt von mangelnder Akzeptanz in der Bevölkerung, dem schleppenden Leitungsausbau und der Höhe der Investitionskosten sowie deren Finanzierung.
Dennoch wollen die Stadtwerke Milliardenbeträge in die Energiewende investieren. Das Geld soll vor allem in den Ausbau erneuerbarer Energien gehen. Wie viel Geld wirklich nötig sein wird, ist offenbar schwer zu schätzen, jedenfalls kursieren Zahlen zwischen sieben und 70 Milliarden Euro. Die Investitionen sollen teils aus dem normalen Cash Flow, teils aus Krediten kommen. Aber auch eine Beteiligung der Bürger ist im Gespräch. Jedermann könnte in Fonds investieren und so zum Ausbau erneuerbarer Energien beitragen.
Wie so etwas aussehen könnte und wie man sogar darüber hinaus gehen kann, zeigt die bayerische Gemeinde Wildpoldsried, wo das gesamte Dorf in grüne Energien investiert zu haben scheint – jeder auf seine Weise. Die Gemeinde produziert bald fünf Mal so viel Energie, wie sie selber braucht. Dort ist es offenbar auch gelungen, die von den befragten Stadtwerkern vermisste Akzeptanz in der Bevölkerung zu schaffen, indem die Bürger an den Entscheidungen beteiligt wurden. Die große Masse der Bevölkerung hingegen wird im Augenblick nur über die steigenden Strompreise an der Energiewende beteiligt, was die Akzeptanz verständlicherweise nicht hebt.
Investitionen und Akzeptanz wollen die Stadtwerke angehen und damit eine Vorreiterrolle in der Energiewende einnehmen. Bleiben zwei Probleme: die unklare gesetzliche Lage und der Ausbau der Netze. Hier sind die Politik und die Netzbetreiber gefragt. Beide sind eifrig damit beschäftigt neue Pläne vorzulegen. Die Politik will außerdem beobachten und dabei die Bürger beteiligen: Das Bundesumweltministerium hat gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium die Bevölkerung aufgerufen, Ideen und Anregungen zum Monitoring Prozess „Energie der Zukunft“, mit dessen Hilfe die Bundesregierung die Umsetzung ihres Energiekonzepts überwacht, zu geben. Klingt gut. Nur zur Klärung der Gesetzeslage wird es wohl nicht beitragen. Hoffen wir also, dass sich Stadtwerke und Investoren davon nicht abschrecken lassen und weiter an der Energiewende arbeiten.
Judith Mantei
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