Donald Trump versucht, das weitere solare Wachstum in den USA zu behindern. Doch Bundesstaaten wie Minnesota gehen voran. Der liberal geprägte Staat setzt vor allem auf „Community Solar“ und die Kombination von Solarparks und Naturschutz.
„Der Fortschritt bei den erneuerbaren Energien auf subnationaler Ebene ist der wichtigste energiepolitische Trend in den USA“, sagt J. Drake Hamilton, Science Policy Director bei der Nichtregierungsorganisation Fresh Energy in Saint Paul. Denn die meisten energiepolitischen Entscheidungen werden auf Ebene der Bundesstaaten getroffen, nicht in Washington D.C.. „Innovative Bundesstaaten wie Minnesota setzen auf eine Politik pro erneuerbare Energien von unten“, so Hamilton.
Solare Innovationen und Entwicklungen in Minnesota
So erzeugt Minnesota heute 23 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien, auch dank des bereits 2007 festgelegten Renewable Energy Standard (RES), der die Energieversorger dazu verpflichtet, bis 2025 mindestens 25 Prozent erneuerbaren Strom anzubieten. Dazu kommen stark gesunkene Kosten bei Wind und Sonne. Im Jahr 2004 lag der Anteil der Erneuerbaren im Strommix der Energieversorger von Minnesota bei gerade einmal fünf Prozent. In einem ersten Schritt erhöhten sie vor allem den Anteil von kostengünstigem Windstrom und legten einige ihrer ältesten, unwirtschaftlichen Kohlekraftwerke vorzeitig still. Der größte Energieversorger des Bundesstaates, Xcel Energy, wird bis 2022 30 Prozent erneuerbare Energien erreichen, bis 2030 sollen es 60 Prozent sein. Der Strommix von Xcel Energy wird dann zu 85 Prozent C02-frei sein. Allerdings betreibt das Unternehmen auch zwei Atommeiler in dem Bundesstaat.
Im vergangenen Jahr erhöhte sich die installierte Photovoltaik-Leistung in dem Staat auf über 700 Megawatt (MW), im Jahr 2015 waren es gerade einmal 37 MW. „Wir gehen davon aus, dass bis 2020 über eine Milliarde US-Dollar in Photovoltaik in Minnesota investiert werden“, so Hamilton. Das offizielle Ausbauziel für Solarstrom bis zum Jahr 2030 liegt bei zehn Prozent des Strommixes, dies entspricht einer installierten Leistung von sechs Gigawatt.
Solar-Projekt „Community Solar“
Dabei setzt Minnesota stark auf „Community Solar“. Der Staat hat derzeit das größte derartige Programm in den USA, das Bürgern, Unternehmen und Kommunen die Photovoltaik-Nutzung ermöglicht, ohne dass sie Solarmodule auf ihrem eigenen Dach oder Grundstück installieren müssen. Stattdessen beziehen Kunden Strom von „Solar Gardens“, möglichst ortsnahen, größeren PV-Anlagen, die von unabhängigen Unternehmen entwickelt und betrieben werden. „Community“-Solarkunden erhalten eine monatliche Rechnungsgutschrift. Beteiligen können sich auch Mieter oder Haushalte, die kein sonniges Dach haben.
Die „Community Solar Gardens“ kamen auf Initiative von Fresh Energy zustande. Das Programm ist gerade mal drei Jahre alt und hat sich im Jahr 2017 versechsfacht, so dass 32.000 Haushalte mit Solarstrom versorgt werden können. Allein Xcel Energy weitete seine „Community Solar“-Projekte von zehn auf 58 aus, mit insgesamt 211 MW. In der ersten Hälfte dieses Jahres werden weitere 69 Projekte von Xcel mit 240 MW dazukommen.
Solar und Biodiversität in einem
Auch bei der Integration von Biodiversität in Solarparks ist Minnesota Vorreiter. Bisher war es wie vielenorts üblich, dass Solarparks auf Rasen oder Kies errichtet wurden. Das änderte sich im Jahr 2016, als Fresh Energy, Audubon Minnesota, die Minnesota Corn Growers Association und die Minnesota Farmers Union mit führenden Unternehmen zusammenarbeiteten, um den ersten landesweiten Standard für Vegetation auf den Standorten von Freiflächen-Solaranlagen zu etablieren. Vorrang haben nun einheimische Präriegräser und mehrjährige Pflanzen, die Lebensraum für Bienen und andere Bestäuber schaffen, die Wasserqualität verbessern und die Solarprojekte ästhetischer gestalten.
Trumps Politik verschlechtert Aussichten
In punkto PV-Zubau sind allerdings auch in Minnesota angesichts der kontraproduktiven Politik von Trump die Aussichten vorerst gedämpft. „Solarentwickler sehen sich auf US-Bundesebene mit schwierigen Zeiten bei den Tarifen für Solarmodule und steuerlichen Nachteilen für die Industrie konfrontiert. Wir gehen davon aus, dass das neue Solarprojektvolumen in Minnesota im Jahr 2018 niedrig sein wird“, sagt Hamilton.
Weitere positive Entwicklungen sieht sie jedoch bei den „Community Solar“-Projekten. „Wir machen neue Fortschritte bei der Erweiterung des Zugangs für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen und Mieter“, so Hamilton. So sollen in einem Pilotprojekt in einem einkommensschwachen Stadtviertel Energieeffizienzverbesserungen mit dem Bezug von „Community Solar“-Strom kombiniert werden. Während die Regulierungsbehörden derzeit den Vorschlag überprüfen, drängt Fresh Energy darauf, dass dieses Modell auf Nachbarschaften im ganzen Bundesstaat ausgeweitet wird.