Die Erforschung und Nutzung von geothermalen Energiequellen feiert in Serbien ein Comeback. Dabei bieten sich Marktchancen für deutsche Unternehmen.
Nachdem die technische Entwicklung der Geothermie in den 1970er und 1980er Jahren im ehemaligen Jugoslawien relativ fortgeschritten war, kam sie wegen der politischen Turbulenzen in den 1990er Jahren fast zum Erliegen. Doch Serbiens natürliches Potenzial kombiniert mit besseren Technologien sowie neuen Finanzierungsmöglichkeiten haben in dem Land in den letzten Jahren zu einem regelrechten Geothermieboom geführt.
Erneuerbare als Argument für EU-Beitritt
Hohe Wirtschaftswachstumsraten seit dem Jahr 2000 und ein kreditfinanzierter Bauboom haben vor allem in Büro-, Hotel- und Wohngebäuden zu einem verstärkten Einsatz von Geothermieanlagen beigetragen. Gerade in den Wirtschaftszentren Belgrad und Novi Sad, wo die meisten Geothermieanlagen gebaut werden, sind die natürlichen Bedingungen für die Nutzung von Geothermie günstig.
In den letzten Jahren ist das Interesse für den Einsatz der Geothermie auch in öffentlichen Gebäuden bei den serbischen Behörden gestiegen. So hat die Stadt Belgrad und die nördliche Provinz Vojvodina Atlanten der geothermalen Wasserressourcen anfertigen lassen mit dem Ziel, Schulen, Kindergärten und andere öffentliche Gebäude effizienter zu kühlen und zu beheizen. Die Verbesserung der Energieeffizienz im Gebäudesektor und die Nutzung erneuerbarer Energiequellen ist für Serbien spätestens seit dem Erlangen des EU-Kandidatenstatus im März 2012 und im Rahmen der damit verbundenden Anpassungen an den acquis communautaire der Europäischen Union und internationalen Verpflichtungen oberste politische Priorität.
Türöffner in die Nachbarmärkte
Internationale Finanzierungsinstitutionen wie die deutsche KfW-Entwicklungsbank oder die Europäische Bank für Entwicklung und Wiederaufbau fördern diese Entwicklungen und eröffnen auch in einem gesamtwirtschaftlich schwierigen Umfeld interessante Marktchancen für deutsche mittelständige Unternehmen aus der Geothermiebranche. Neben den klassischen Anlagelieferanten, die zumeist bereits vor Ort schon vertreten sind, ist deutsche Technologie vor allem in technisch anspruchsvollen Nischenbereichen wie Bohr- und Messtechnik oder bei der Projektierung gefragt.
Serbische Partnerunternehmen und Institutionen können für deutsche Unternehmen auch ein Türöffner in die Nachbarmärkte auf dem westlichen Balkan sein, so dass sich hier weitere Marktchancen über den serbischen Markt hinaus ergeben können.
Daniel Seemann
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