Erneuerbare Energien und Musikfestivals – zwei Dinge, die bisher nicht viel miteinander zu tun hatten. Denn während ersteres auf Nachhaltigkeit und den Schutz der Umwelt setzt, produzieren Musikfestivals Unmengen von Abfall und verbrauchen viel Energie. Hier setzt das Konzept der so genannten „Sunplugged-Bühne“ an.
Hierbei handelt es sich um eine Bühne, die ausschließlich mit vor Ort erzeugter erneuerbarer Energie betrieben wird. Verwirklicht werden soll das Konzept hierzu nächstes Jahr auf dem Melt!-Festival. Für die Konzeption des Projekts waren diesen Sommer rund 50 Fachleute aus den Bereichen Energie, Tourismus, Musik und Politik zu zwei Zukunftswerkstätten zusammengekommen, um ihre Expertise und Kreativität in die Verwirklichung des Projekts einfließen zu lassen. Dabei wurde die Idee einer Bühne, die ihren Strom ausschließlich durch Photovoltaikanlagen bezieht, entwickelt.
Doch bis zur Umsetzung des Konzepts ist es noch ein weiter Weg: Zwar hat der Photovoltaikhersteller Q-Cells schon im letzten Jahr die Solaranlage auf den Dächern des Veranstaltungsortes Ferropolis in Sachsen-Anhalt installiert, doch sieht dessen Produktmanager das Problem in der Dimension der Anlagen zur Stromerzeugung und Stromspeicherung. Bis zum nächsten Sommer sollte dieses Problem jedoch gelöst sein, wenn auch zunächst wohl nicht die Hauptbühne, aber zumindest eine der kleineren Bühnen mit dem Solarstrom betrieben werden kann.
Derzeit liefern die bereits 2.000 Photovoltaikmodule mit einer Gesamtleistung von 210 Kilowatt jährlich etwa 189.000 Kilowattstunden sauberen Solarstrom. „Damit erzeugt die Anlage mehr als doppelt so viel Strom, wie wir für das Festival aus dem Netz beziehen“, so Jacob Bilabel, Gründer der Green Music Initiative. Der Stromverbrauch des Melt!-Festivals liegt hingegen nur bei 80.000 Kilowattstunden. Doch bisher speist die Anlage den produzierten Strom vollständig in das Netz ein und der Betreiber bezieht dann wiederum seinen Strom aus dem Netz. Das soll sich ändern. „Wir wollen nicht nur rein rechnerisch das Festival mit Photovoltaikstrom versorgen, sondern wir wollen das auch tatsächlich tun“, erklärte Bilabel gegenüber Erneuerbare Energien.
Mit der Umsetzung einer Sunplugged-Bühne würde sich das Melt!-Festival zudem in das Gesamtkonzept des Festivalgeländes einfügen: Hier, auf einer Halbinsel im Gremminer See in Sachsen-Anhalt, stehen auch heute noch Prototypen aus einer Zeit, in der Strom hauptsächlich durch fossile Energieträger produziert worden ist. Hier soll in Zukunft jedoch die Energiewende begehbar gemacht werden, was auch Tagestouristen anlocken könnte, erklärt Thies Schröder, Geschäftsführer von Ferropolis. In Ferropolis wolle man jetzt das postfossile Zeitalter einläuten.
Luisa Egenlauf
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