Den Deutschen ist ihr Bier, was den Franzosen der Rotwein, so heißt es. Ob ein kühles Blondes zum Mittag oder ein Herbes zum Abend – fast nirgendwo auf der Welt wird so viel Bier getrunken wie hierzulande. Und während die Bierbranche unter steigenden Energiepreisen ächzt, gehen einige Brauereien alternative Wege. Anstatt zu sagen, Energiewende – das ist nicht mein Bier, setzen sie auf solare Prozesswärme und senken damit nicht nur ihre Energiekosten, sondern reduzieren auch die Emissionen. Von vorbildlichen Visionen:
Unter solarer Prozesswärme versteht man die Nutzung thermischer Sonnenenergie im Gewerbe- und Industriebereich. Das Potenzial hier ist groß. Gut ein Drittel des industriellen Wärmebedarfs liegt bei unter 100 Grad Celsius und ist damit für Solarthermieanwendungen geeignet, so auch im Brauereiwesen.
Die Herstellung von Bier erfolgt in drei Schritten: Würzherstellung, Gärung und Lagerung. Die Würzherstellung im Sudhaus durch Maischen, Läutern und Kochen, wo aus Hopfen, Malz und Wasser die Würze gewonnen wird, ist der wichtigste Prozess. Hier wird die meiste Prozesswärme benötigt. Beim Maischen, das bei Temperaturen zwischen 35 und 61 Grad Celsius stattfindet, kann beispielsweise solarthermische Wärme genutzt werden. Auch zum Pasteurisieren benötigt man nur rund 70 Grad Celsius. Aber ebenso kann in vielen anderen Bereichen des Brauereibetriebs solarthermische Energie eingesetzt werden.
Vorreiterbrauereien
In Deutschland nutzen bereits zwei Brauereien solare Wärme zur Unterstützung ihrer Produktion: die Privatbrauerei Hofmühl in Eichstätt und die Hütt-Brauerei in Kassel-Braunatal. Auf Dächern der Hofmühl-Brauerei wurden auf 835 Quadratmetern Vakuumröhrenkollektoren installiert, die eine Solarwärme-Ringleitung mit 110 Grad Celsius heißem Wasser speisen können. Zunächst wird die Flaschenwaschanlage mit 90 Grad Celsius versorgt, anschließend wird stufenweise das Brau- und Brauchwasser von 90 bis 60 Grad Celsius nachgeheizt.
Endglied der Kette ist die Versorgung der Raumheizung mit 65 bis 45 Grad Celsius. Die Brauerei muss keinen konstanten Produktionsbetrieb einhalten, sondern kann sich nach der Sonneneinstrahlung richten. Bei starkem Sonnenschein wird die Produktion hochgefahren und bei geringem Sonnenschein gedrosselt. Anstelle der üblichen Wasser-Glykol-Mischung verwendet der Anlagenbetreiber Wasser als alleiniges Energieträgermedium; dieses kann mehr Wärmeenergie transportieren als eine entsprechende Mischung mit Glykol.
Solarbier für den Klimaschutz
In der Hütt-Brauerei in Kassel-Braunatal sammelt eine 155 Quadratmeter große Fläche nach Südwesten ausgerichteter Flachkollektoren Wärmeenergie. Medium ist hier ein Wasser-Glykol-Gemisch, das das kalte Brauwasser aus den Vorlauftanks auf maximal 90 Grad Celsius erhitzt. Aus den Vorlauftanks werden zunächst die Entleerungsspeicher und anschließend der Verdrängungsspeicher befüllt, zusätzlich wird der Prozessschritt Maischen mit Temperaturen um 60 Grad Celsius versorgt. Anders als in Eichstätt werden hier geringere Temperaturen erreicht, wodurch die Prozesse aber auch bei geringer Sonneneinstrahlung solar versorgt werden können.
Das Solarbier ist genauso gut wie jedes andere Bier auch, es ist sogar noch besser, denn es schmeckt nicht nur genauso gut, es trägt obendrein auch noch zum Klimaschutz bei. Da macht Genießen gleich doppelt Freude. Das Institut für Thermische Energietechnik der Universität Kassel hat die Umstellung in den Brauereien begleitet und dokumentiert und einen Leitfaden zur Nutzung solarer Prozesswärme herausgegeben. Inzwischen wurde ein ausführliches Branchenkonzept nachgelegt.
Josephin Lehnert
In der Hütt-Brauerei in Kassel-Braunatal sammelt eine 155 Quadratmeter große Fläche nach Südwesten ausgerichteter Flachkollektoren Wärmeenergie. Medium ist hier ein Wasser-Glykol-Gemisch, das das kalte Brauwasser aus den Vorlauftanks auf maximal 90 Grad Celsius erhitzt. Aus den Vorlauftanks werden zunächst die Entleerungsspeicher und anschließend der Verdrängungsspeicher befüllt, zusätzlich wird der Prozessschritt Maischen mit Temperaturen um 60 Grad Celsius versorgt. Anders als in Eichstätt werden hier geringere Temperaturen erreicht http://verchini.com/vi-da
, wodurch die Prozesse aber auch bei geringer Sonneneinstrahlung solar versorgt werden können.