Ein weltweit einzigartiges Umweltprojekt feiert in diesem Frühjahr seinen ersten Geburtstag. Dem Vorzeigeprojekt einer kleinen österreichischen Gemeinde ist eine Aufmerksamkeit zuteil geworden, die nicht nur der Umwelt zugute kommt, sondern gleichzeitig ihre eigene Wirtschaft fördert und sich zum Touristenmagneten entwickelt.
Das im Frühjahr 2009 unter dem Namen „Klimaschutz Gleisdorf – Leben im Sonnenzeitalter“ gestartete Projekt unseres Nachbarlandes zeigt eindrucksvoll, was Menschen bewirken können, wenn alle mit anfassen! Initiiert von der Feistritzwerke-STEWE AG und den Gleisdorfer Stadtwerken, kommt dabei tatkräftige Unterstützung von der Stadtgemeinde Gleisdorf, dem Citymanagement und deren Mitgliedsbetrieben, Vereinen und Organisationen, sowie der Bevölkerung der 5.555 Einwohner zählenden Stadt in der Steiermark, um die ehrgeizigen Ziele zu verwirklichen. Bis 2015 sollen nämlich 25 Prozent der Wärmeleistung und 100 Prozent des Strombedarfs mittels erneuerbarer Energien erzeugt und dabei noch 20 Prozent Energie und CO2 eingespart werden.
Bereits 1998 stand das neue Wahrzeichen der Stadt Gleisdorf ganz im Rahmen der Erneuerbaren. Der vom österreichischen Künstler Hartmut Skerbisch entworfene „Solarbaum“ trohnt am Hauptplatz und dient als zentraler Punkt der „Straße der Solarenergie“. Ganz nebenbei produziert das Kunstwerk auch noch jede Menge Strom – 6.650 Kilowattstunden im Jahr! Aber damit geben sich die Gleisdorfer noch lange nicht zufrieden! Auf einer Länge von 3.500 Metern sind bereits 5 Millionen Euro in den Ausbau solarer Energiegewinnung geflossen. Die öffentlich zugänglichen Solarobjekte entlang der Straßen vom Bahnhofsvorplatz bis in die Innenstadt von Gleisdorf werden für die Bereiche Kunst, Licht, Kommunikation, Werbung und Verkehr eingesetzt. Die derzeit etwa 200 Sonnenkraftwerken sollen im Rahmen des Projekts jedoch bis zum Jahr 2015 noch einmal ordentlich aufgestockt werden.
Geplant ist ein Ausbau der Sonnenkollektoren auf 7.750 Quadratmeter und einer Photovoltaik-Leistung von 750.000 Watt. Hinzu kommen 300 Elektrofahrzeuge mit 10 Solartankstellen, aber auch Biomasseheizwerke, Niedrigenergiehäuser und die Neudämmung von Altbauten steht auf dem Plan. Selbst die Straßenbeleuchtung soll bis dahin rund 50 Prozent energiesparender arbeiten. Das alles funktioniert aber nur, weil die Basis hinter dem Projekt sehr breit gefächert ist und Organisationen, Vereine und Bürger gemeinsam an einem Strang ziehen.
Bislang konnte das Bestreben, Solarhauptstadt Österreichs zu werden, was schon seit der steirischen Landesausstellung unter dem Thema Energie 2001 von den Gleisdorfern ins Auge gefasst wird, gute Erfolge verbuchen. Im November letzten Jahres wurde Gleisdorf gar zu „Österreichs Klimaschutz-Gemeinde 2009“ gekürt, ein Wettbewerb des Lebensministeriums und des österreichischen Gemeindebundes, welcher den Glandorfern einen Scheck in Höhe von 18.000 Euro einbrachte. Nur ein Taschengeld im Vergleich zu dem, was die Verwirklichung der geplanten Vorhaben bis 2015 einbringen könnte – nämlich satte 35 Millionen Euro und jede Menge Impulse für Wirtschaft, Bevölkerung und nicht zuletzt für die Umwelt.
Judith Schomaker
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