Pazifik-Inselgruppe Tokelau wird energieautark

Tokelau - Erneuerbare Energien

Tokelau – so exotisch der Name, so unbekannt ist der kleine pazifische Inselstaat, der sich über die drei Atolle Atafu, Nukunonu und Fakaofo erstreckt und dessen knapp 1.500 Bewohner ohne Flughafen und 500 Kilometer von der nächsten bewohnten Insel entfernt, normalerweise wenig Kontakt zur Außenwelt pflegen. In jüngster Zeit appellierte die Inselgruppe, die nach zwei gescheiterten Unabhängigkeitsreferenden weiterhin zu Neuseeland gehört, jedoch bei mehreren Gelegenheiten an die internationale Staatengemeinschaft, so etwa bei der Klimakonferenz in Durban Ende 2011 und jüngst bei Rio+20.

„Wir werden unter den Ersten sein, die untergehen“, erklärte Foua Toloa, einer der jährlich rotierenden Regierungschefs der selbstverwalteten Kolonie in Durban. „Schon jetzt leiden wir unter extremen Wetterbedingungen, Stürmen, Trockenperioden, Überschwemmungen und Grundwasserversalzung.“ In der Tat sind die Inseln des Pazifischen und Indischen Ozeans sowie der Karibik besonders von den Auswirkungen der globalen Erwärmung, wie dem ansteigenden Meeresspiegel und häufiger auftretenden Naturkatastrophen, betroffen. Einige Inseln sind gar vom völligen Verschwinden bedroht. Sie plädieren daher für eine schnelle Ergreifung von Maßnahmen sowohl zur Mitigation als auch zur Adaptation an den Klimawandel.

Ein weiteres Problem, das die abgelegenen Archipele teilen, ist die Abhängigkeit von importierten fossilen Treibstoffen. Das ist nicht nur umweltschädlich, sondern auch teuer. So erklärte auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon auf einem Treffen der kleinen Inselentwicklungsländer auf Barbados Anfang Mai, sie sollten ihren Energiesektor in Richtung einer effizienteren, sauberen und erneuerbaren Energieproduktion umstellen. Denn gleichzeitig verfügen diese Inseln über ein enormes Potenzial an Solar-, Wind- oder Bioenergie. Bisher wurde dieses jedoch nicht in größerem Umfang genutzt, da hohe Anfangsinvestitionen eine Barriere für die oft wirtschaftlich wenig entwickelten Inselstaaten darstellen. Steigende Erdölpreise führen nun aber zu einer schnelleren Amortisierungsrate und die steigende Wahrnehmung des Klimawandels als existenzielle Bedrohung tut das Übrige, um ein Umdenken bei den Entscheidern zu bewirken.

Auf Tokelau sollen nun sämtliche Dieselgeneratoren durch Solaranlagen ersetzt werden, denn die Sonne strahlt das ganze Jahr über auf die Südseeinsel. Rund 4.000 Solarmodule und über 1.300 Batterien werden über die drei Atolle verteilt installiert. Bei etwaigen Engpässen sollen mit Kokosöl betriebene Generatoren Strom liefern. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf 7,5 Millionen Dollar, den größten Teil davon übernimmt Neuseeland. Die Höhe der Investitionssumme relativiert sich schnell, wenn man bedenkt, dass die Inselgruppe bisher fast eine Million Dollar pro Jahr für ihre Energieversorgung ausgibt. Auch werden die Inselbewohner mit der neuen Anlage 24 Stunden täglich mit Elektrizität versorgt sein, bisher waren es nur 15 bis 18 Stunden pro Tag. Der Solarpark wird bis zu 150 Prozent des Energiebedarfs der Inseln decken und widersteht auch extrem widrigen Wetterbedingungen wie Tropenstürmen.

Die Bürger von Tokelau sind stolz darauf, zu den ersten Regionen der Welt zu gehören, die sich zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien versorgen. Weitere Inselstaaten wollen in Kürze folgen. So planen etwa Tuvalu und die Cookinseln, bis 2020 ihre komplette Stromversorgung durch alternative Energiequellen zu decken. Auf diese Weise werden diese kleinen Entwicklungsländer zu Vorbildern im Bereich der dezentralen, selbstbestimmten, demokratischen und umweltfreundlichen Energieerzeugung, die ein Herzstück der internationalen Energiewende darstellt.

Franziska Buch

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