Frankreich plant, in den nächsten Jahren massiv in Projekte zur regenerativen Stromerzeugung aus Meeresenergie zu investieren. Neben Gezeitenkraftwerken wird auch verstärkt mit schwimmenden Windenergieanlagen (WINFLO), thermischer Meeresenergie (ETM) und Wellenenergie (CETO) experimentiert.
Die französische Marinewerft DCNS will sich im Zweig der erneuerbaren Meeresenergien stärker profilieren. Der Konzern produzierte bisher vor allen Dingen Unterseeboote, Unterwasserwaffen, Marineschiffe und andere Verteidigungssysteme und ist auch in der technischen Entwicklung von Kernenergie beteiligt.
Ein Budget von 400 Millionen Euro soll in den kommenden Jahren allein in die oben genannten vier neuen Technologien fließen. Das langfristige Ziel von DCNS besteht nach Unternehmensangaben im Aufbau eines Industriezweigs für regenerative Meeresenergien. Bereits 2020 könnte der Zweig einen Jahresumsatz von rund fünf Milliarden Euro erzielen.
Milliardenmarkt in Europa für erneuerbare Meeresenergien
Ein Prototyp der Free Floating-Plattformen, die bei der WINFLO-Technologie eingesetzt werden, wird mit einer Kapazität von 2,5 Megawatt 2012/2013 vor der bretonischen Insel Groix gebaut und getestet. Die Zertifizierung soll 2014 erfolgen, die Markteinführung ab 2015. Laut DCNS wird das Marktpotential für schwimmende Windenergieanlagen in Europa auf 23.000 Megawatt geschätzt, davon 30 Prozent in Frankreich. An der gleichen Technologie arbeiten neben Deutschland auch die Niederlande, das Vereinigte Königreich, Norwegen und die USA.
Die Technologie der Gezeitenturbinen erforscht DCNS bei Raz Blanchard auf der Halbinsel Cotentin (Manche) mit dem Ziel, im Jahr 2015 ein Pilotprojekt über 20 Megawatt zu starten. DCNS schätzt den europäischen Markt hier auf zehn bis 20 Milliarden Euro, davon allein eine Milliarde Euro in Frankreich. Der Vorteil der Gezeitenturbinen besteht in ihrer Umweltfreundlichkeit und der Vorhersehbarkeit von Meeressströmungen.
Testprojekte in Übersee
In der Ausbeutung der thermischen Meeresenergie (ETM-Technologie) initiierte DCNS ein Projekt in dem Übersee-Département Réunion mit einem Investment von acht Millionen Euro. Zwischen 2011 und 2015 soll hier eine erste Pilotanlage von zehn Megawatt konzipiert und konstruiert werden. Diese Option sei interessant für rund hundert Länder im intertropischen Gürtel mit hoher Wassertemperatur an der Oberfläche (22 bis 26 Grad) und niedriger Temperatur in größeren Tiefen (drei bis fünf Grad), heißt es aus Unternehmenskreisen. Ein entsprechendes Projekt wurde auch mit Polynesien mit dem Standort vor Tahiti vereinbart.
In Réunion will DCNS auch eine erste Anlage für Wellenenergie konstruieren und erproben. Dieses Projekt läuft in Partnerschaft mit EDF Energies Nouvelles auf der Basis der CETO-Technologie des australischen Unternehmens Carnegie Wave Energy. Der erste Prototyp wurde 1999 gebaut, der zweite in 2008/2009 und 2009 begann die kommerzielle Entwicklung der dritten Generation.
Daniel Seemann
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