Schallminderung beim Bau von Offshore-Anlagen

Schweinswal; Foto: shutterstock

Das Meer ist laut geworden. Der Schiffsverkehr ist eine der wichtigsten Lärmquellen. Neuerdings kommen aber weitere Belastungen hinzu: etwa durch Bauarbeiten im Zusammenhang mit Windenergieanlagen. Die Konstruktions- und Baggerarbeiten machen eine Menge Krach und stören damit empfindliche Meerestiere, indem sie sie einem permanenten Lärmstress aussetzen. In unseren Breiten sind vor allem die seltenen Schweinswale betroffen. In der südlichen Ostsee soll es Schätzungen zufolge noch etwa 600 Schweinswale geben.

Im vorigen Jahr wurden nach dem Errichten der Fundamente für den Ostsee-Windpark Baltic 1 ungewöhnlich viele Schweinswalkadaver gefunden. Ob diese in Zusammenhang mit den Fundamentarbeiten stehen, ist ungeklärt.

Besonders das sogenannte Rammen, bei dem die Gründungspfähle für die Windräder in den Meeresgrund getrieben werden, erzeugt Schalldrücke von bis zu 240 Dezibel und kann Meeressäuger in einem Umkreis von 30 Kilometern schädigen. Zum Vergleich: die Schmerzgrenze des Menschen liegt bei etwa 130 Dezibel, das entspricht dem Geräuschpegel eines Düsenjets. Alles was darüber liegt, kann zu irreparablen Schäden führen. Meeressäuger haben ein weit ausgeprägteres und sensibleres Gehör. Umweltverbände haben immer wieder vor den Auswirkungen der Offshore-Bauarbeiten auf Meeressäuger gewarnt.

Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, die Säuger vor den Lärmbelastungen zu schützen. Üblich und weitverbreitet ist derzeit, die empfindlichen Tiere mit zunächst vorsichtigen Schlägen zu vertreiben. Dazu werden akkustische Scheuchvorrichtungen, sogenannte Pinger (Sonar-Bojen), eingesetzt. Umweltschützer und Forscher fordern zudem beim Rammen oder Sprengen den Einsatz sogenannter Blasenschleier. Dabei wird ein aufsteigender Luftbläschenvorhang um die Lärmstelle erzeugt, der wie eine Schallschutzmauer wirkt. Beim Bau von Baltic 1 wurde darauf verzichtet.

Die Betreiber von Offshore-Anlagen zeigen erstmals ihre Bemühungen zur Lärmminderung beim Bau von Offshore-Anlagen. Acht Errichter und Betreiber deutscher Offshore-Windparks haben im Mai das Forschungsprogramm ESRA (Evaluation von Systemen zur Rammschallminderung) ins Leben gerufen. Dazu haben sie einen Kooperationsvertrag unter dem Dach der „Stiftung Offshore Windenergie“ abgeschlossen mit dem Ziel, unterschiedliche Methoden zur Schallminderung beim Bau von Offshore-Windkraftanlagen zu untersuchen und weiterzuentwickeln. Die Unternehmen sind: Bard Engineering, DONG Energy, EnBW Erneuerbare Energien, Eon Climate Renewables, EWE Energie, die Stadtwerke München (SWM) sowie Vattenfall. Das Forschungsprogramm ist auf acht Monate angelegt und richtet sich vor allem an den Schutz von Schweinswalen. In einem Offshore-Feldversuch am „Brodter Pfahl“ nahe Travemünde in der Ostsee sollen fünf Verfahren zur Minderung von Schall unter Wasser getestet werden. Diese sind:

    • Hydroschalldämpfer (HSD) 
    • Schallminderungsrohr (ICH Noice Mitigation Screen) 
    • BeKa-Schallschutzschalen
    • Feuerwehrschlauchsystem
    • Kleiner Blasenschleier

Eine Besonderheit des Projektes ist die Einbeziehung möglichst vieler Planer und Betreiber. Die Ergebnisse der Forschungen sollen der gesamten deutschen Offshore-Industrie zugänglich gemacht werden. Die Forschungen sind dringend notwendig, denn derzeit sind knapp 30 Offshore-Windparks genehmigt, viele weitere sind geplant.

Josephin Lehnert

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