Nach Meinung von Automobilexperte Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer wird Erdgas als Kraftstoff zu wenig Bedeutung beigemessen. Das CO2-Ziel für 2012, nach dem Neuwagen höchstens 130 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen dürfen, hätte mit Hilfe von CNG (Compressed Natural Gas) bereits in diesem Jahr erreicht werden können. Das geht aus einer Studie des Center Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen hervor, dessen Geschäftsführung Dudenhöffer innehat. Der gesamte CO2-Ausstoß aller in Deutschland verkauften Neuwagen könnte demnach um bis zu neun Prozent reduziert werden, wenn der Anteil der Erdgas-Autos an den Neuzulassungen auf acht Prozent erhöht würde. Derzeit beträgt der Anteil 0,18 Prozent, damit liegt Deutschland im europäischen und internationalen Vergleich weit zurück.
CAR-Direktor Dudenhöffer betont, dass moderne Benzinmotoren Erdgas sauber und sparsam verbrennen, auch die notwendige Technologie sei vorhanden. Erdgas sei die ideale Möglichkeit, den Übergang zu Elektro- und Hybridfahrzeugen zu überbrücken, so Dudenhöffer. Dazu müsse auch eine Beimischung von etwa 25 Prozent Bio- oder Methangas angedacht werden. Viel zu wenig werde betont, dass mit der Erdgas-Verbrennung nicht nur CO2, sondern auch der Ausstoß von Kohlenmonoxid, Feinstaub und Kohlenwasserstoffen stark reduziert wird. Der CAR-Studie zufolge kommt ein Fahrzeug, das im Schnitt sieben Liter Benzin verbraucht, auf einen CO2-Ausstoß von 164 Gramm pro Kilometer. Im Erdgasbetrieb sinkt der CO2-Ausstoß auf 124 Gramm pro Kilometer. Bei Kleinwagen wäre ein CO2-Ausstoß von weniger als 80 oder sogar 70 Gramm pro Kilometer realisierbar.
Eine Ursache für das bislang geringe Durchsetzungsvermögen von Erdgas im Automobilbereich sieht Dudenhöffer in den mangelnden gesetzlichen Vorgaben. Zusätzliche Subventionen seien für Erdgas gar nicht notwendig. Es bedürfe lediglich strengerer Auflagen, um die Wettbewerbsfähigkeit von Erdgas zu stärken.
Derzeit sind weltweit erst 1,1 Prozent aller Fahrzeuge CNG-betrieben. In Deutschland wurden 75.000 Neuwagen mit CNG zugelassen, die an rund 900 Erdgastankstellen auftanken können. Ein Ausbau des Tankstellennetzes auch in ländlichen Regionen würde den Anreiz zur Anschaffung eines CNG-betriebenen Fahrzeuges eventuell erhöhen. Laut Dudenhöffer planen fast alle deutschen Herstellern Erdgas-Fahrzeuge. Bei VW sollen künftig alle Modellreihen als CNG-Variante ausrüstbar sein. Mercedes setze auf Erdgasantrieb bei Transportern. Die BMW Group äußere sich zurückhaltend.
Josephin Lehnert
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