Der essbare Tiergarten ist energieautark

Josef Zotter; Foto: Christian Jungwirth

Zuerst anschauen, dann streicheln und schließlich essen? Manchmal sind die ersten Assoziationen auch die richtigen. Josef Zotter, der unorthodoxe Chocolatier aus Österreich, sorgt erneut für fragende Blicke und hitzige Diskussionen. Dabei verfolgt das Vorhaben ein klares Ziel. Der Besuch des Geländes regt die Besucher dazu an, die eigene Wertschätzung der Lebensmittel zu überdenken. Erdwärme und Solarenergie sorgen ab 1. Mai 2011 für einen energieautarken Betrieb.

Die Hintergründe. Josef Zotter hat in den vergangenen Jahren oftmals neue Wege eingeschlagen. Nun sorgt sein essbarer Tiergarten für Verblüffung. Tiere beobachten und danach verspeisen? Wie werden die Kinder darauf reagieren? Und überhaupt: Wozu das Ganze?

Gerade die Aufregung im Vorfeld der Eröffnung verdeutlicht die Tatsache, wie weit sich der fleischessende Mensch bereits vom eigentlichen Tier entfernt hat. Fleisch wird als Selbstverständlichkeit betrachtet. Dabei wird nur allzu gerne vergessen, dass das Schnitzel auf dem Teller ursprünglich ein Lebewesen war. Im neuen Tiergarten setzt der Schokoladenhersteller nun jene Konzepte um, die sich auf seinem biologischen Bauernhof bereits bewährt haben.

Auge in Auge mit dem späteren Schnitzel. „Ich glaube, die Kinder haben gar kein Problem damit. Es sind vielmehr die Erwachsenen, die sich schwer tun“, meint der Österreicher dazu. Er findet gar nichts Außergewöhnliches dabei, dass hier auch jene Tiere leben, die seine Mitarbeiter zu einem späteren Zeitpunkt in der betriebseigenen Kantine verspeisen werden. Auch die Besucher können vor Ort unterschiedliche Fleischgerichte verkosten. Als Alternative stehen vegetarische Gerichte zur Auswahl.

Bis es so weit ist, können die Jungtiere so lange bei den Muttertieren bleiben, wie sie möchten. Allgemein leben die Tiere im essbaren Tiergarten deutlich länger als in konventionellen Betrieben. Zum Vergleich: Üblicherweise lebt ein Rind bis zu seiner Schlachtung günstigstenfalls 20 Monate. In einigen Fällen werden die Jungtiere bereits nach drei Monaten getötet. Hier jedoch können sich die Rinder rund vier Jahre lang frei bewegen.

Energieautark durch Photovoltaik und Erdwärme. Eine 630 Quadratmeter große Photovoltaikanlage versorgt den gesamten Park mit Energie. Der solcherart gewonnene Strom dient zum Betrieb der Erdwärmeanlage. Die Erdwärme wiederum deckt den gesamten Warmwasser- und Heizbedarf des Tiergartens.

Damit die Ställe im Winter auf natürliche Weise gewärmt werden und zugleich im Sommer angenehm kühl sind, wurden sie in die Erde hineingebaut. Ergänzend werden alle neuen Gebäude bepflanzt und begrünt. Diese natürliche Art der Temperaturregelung schätzen auch die Tiere.

Eröffnung am 1. Mai 2011. Schon bald öffnen sich erstmals die Tore des 27 Hektar großen Geländes. Dann werden Schulklassen, Familien und Touristen durch den Park schlendern. Sie werden die Tiere beobachten und informatives über alte Nutztierrassen erfahren. Gewiss werden einige Besucher im Laufe des Tages genüsslich in eine frisch zubereitete Wurst beißen. Ihr Blick wird dabei über artgerecht gehaltene Rinder, Schweine oder Truthähne streifen.

Mag sein, dass dieses Bild einigen Menschen makaber erscheint. Vielleicht jedoch regt dieser Moment andere Menschen dazu an, das nächste mal beim Einkaufen darüber nachzudenken, was denn eigentlich genau im eigenen Einkaufskorb landet. Denn eines ist klar: Das Huhn um zwei Euro aus dem Supermarkt hatte sicherlich kein angenehmes Leben.

Joachim Kern

1 Kommentar

  • Ich kann Herrn Zotter voll und ganz verstehen. In meiner Kindheit hatten meine Eltern immer ein oder zwei Schweine und Hühner. Ich habe die Tiere, besonders die Schweine aber auch die kleinen Kücken sehr geliebt, ihnen Namen gegeben und viel Zeit bie ihnen verbracht, aber es war nie ein Problem für mich, sie dann aufzuessen. Das war ganz natürlich. Wir hatten Respekt vor den Lebewesen, vor der Nahrung, wir wussten wo sie herkommt. Die Tiere hatten ein schönes Leben zu einem bestimmten Zweck und den haben sie erfüllt.

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