Der ehemalige Bundestagsabgeordnete der Grünen Hans-Josef-Fell ist vor wenigen Tagen nach langjähriger Mitgliedschaft aus dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ausgetreten. In seinem Kündigungsschreiben erhebt er eine ganze Reihe schwerer Vorwürfe gegen den Umweltverband: Der BUND behindere die Energiewende und den Atomausstieg, sei mitverantwortlich für die Entwaldung der Erde, verhindere den Ausbau ökologisch sauberer Biokraftstoffe in Europa und unterstütze durch Erdölbohrungen den Klimawandel.
Fell teilte mit, der Schritt sei ihn nicht leicht gefallen, da er „die Naturschutzarbeit der vielen ehrenamtlichen Mitglieder des BUND sehr schätze“. Dennoch sei die Kündigung die notwendige Konsequenz der zunehmend kontraproduktiven energiepolitischen Arbeit des Verbandes, die er nicht mehr mittragen wolle. Fell schreibt, er hoffe, durch seine Kündigung eine „längst überfällige Debatte“ anzustoßen. In seinem Schreiben kritisiert er besonders den bayerischen Landesverband des BUND (Bund Naturschutz (BN)) schwer:
Der BN unterstütze „völlig offen“ die „Anti-Erneuerbaren Energien Politik“ der CSU und die Blockade des Netzausbaus in Bayern. Dadurch behindere der Landesverband den Ausbau der Erneuerbaren und den Atomausstieg. 2022, nachdem auch das letzte bayerische Atomkraftwerk von Netz ist, müsse in Bayern die derzeitige Stromerzeugung ersetzt worden sein. Ohne den Ausbau der Stromnetze sei dies aber nicht zu schaffen. Der BN dürfe sich dann nicht wundern, wenn der Atomausstieg nicht planmäßig zu realisieren sei, „weil der Ausbau der Erneuerbaren Energien „leider“ zum Erliegen kam und die Leitungen „leider“ am Protest der Bürger und Naturschutzverbände zu lange verzögert wurden“.
Der Bund Naturschutz sei mitverantwortlich dafür, dass der Ausbau der Erneuerbaren Energien politisch massiv zurückgehe. Er sei „einer der starken Bremser auf dem Weg zu einer 100 prozentigen Erneuerbaren Energieversorgung“, schreibt Fell. Diese Behinderung der Energiewende wolle er nicht länger mit seinen Beitragsgeldern unterstützen.
Auch bezüglich des Ausbaus von Biokraftstoffen erhebt Fell schwere Vorwürfe. Den behindere der BUND auf europäischer Ebene. Fell schreibt, Biokraftstoffe, für die Regenwälder abgeholzt werden und die zu Monokulturen führen, müssten verhindert werden, doch „die größte globale Entwaldungswirkung entfacht das Erdöl“. Die Ölindustrie sei verantwortlich für die Zerstörung riesiger Waldgebiete und schützenswerte Regionen wie im Weltnaturerbe Yasuni Nationalpark oder der Arktis, wo künftig auch gebohrt werden darf (CEP berichtete).
Er habe vor Jahren gefordert, der BUND müsse zum Thema nachhaltige Biokraftstoffe eine eindeutige Haltung einnehmen. Statt die indirekten Landnutzungsänderung (ILUC) zu unterstützen, die momentan den Ausbau auch der ökologisch sauberen Biokraftstoffe verhindere, hätte der BUND in Brüssel eine andere Biokraftstoffposition auf den Weg bringen müssen. Das sei jedoch nicht geschehen und nun sei die ILUC von den europäischen Umweltverbänden beschlossen worden. Damit sei „die Entwicklung nachhaltiger Biokraftstoffe in Europa beendet worden“, schreibt Fell.
„Der Effekt ist die weitere Nutzung des Erdöles auf hohem Niveau, weil eine der wichtigsten Alternativen mit Hilfe des BUND verhindert wird. Der BUND trägt damit Mitverantwortung für die weitere Entwaldung der Erde durch weitere Erdölbohrungen, sowie durch die durch die Verbrennung dieser Erdöle verursachte Erderwärmung“.
Der Präsident des „Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland“ (OVID) Wilhelm F. Thywissen sagt dazu: „Herr Fell hat recht. Unsere Biokraftstoffe werden seit Jahren von den Umweltverbänden diskriminiert. Dabei ist Biodiesel aus Raps rund 60 Prozent klimafreundlicher als fossiler Sprit. Die Alternativen sind Erdöl aus konventionellen Quellen oder noch klimaschädlichere Ölsande und Ölschiefer aus Nordamerika.“
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Biodiesel aus Raps ist derzeit neben Ethanol die einzig wirtschaftlich funktionierende und ökologische Alternative zu fossilen Kraftstoffen. Raps ist ein heimischer Rohstoff und liefert neben Biodiesel auch Schrot als hochwertiges Eiweißfutter. Seit dem 1. Januar 2011 gelten strenge Nachhaltigkeitskriterien für die EU. Für die Produktion von Biokraftstoffen dürfen keine schützenswerten Flächen wie Regenwälder zerstört werden.
Hans-Josef Fell war von 1998 bis 2013 Mitglied im Deutschen Bundestag. Er zählt neben Hermann Scheer zu den Gründervätern des Erneuerbare-Energien-Gesetzes und war jahrzehntelang Mitglied im Bayerischen Landesverband des BUND. Seine Kündigung reichte er am 20.7.2015 ein – pünktlich zum 40. Geburtstag des BUND.
Quelle: Presseportal
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