Der Ausbau erneuerbarer Energien in Ost- und Südosteuropa kommt nicht recht ins Rollen. Das liegt auch an den vergleichsweise hohen Finanzierungskosten. Nun ist es an der Europäischen Union Investitionen im Vergleich zu fossilen Energieerzeugern konkurrenzfähig zu gestalten. Der Think Tank Agora Energiewende schlägt ein Bürgschaftsprogramm für Erneuerbare vor. Die EU würde mit einem Euro bis zu 50 Euro an privaten Geldern für Investitionen freisetzen. Der Berliner Think Tank veröffentlichte dazu am Donnerstag das Papier „European Renewable Energy Cost Reduction Facility“.
In dem Handlungsvorschlag werden die unterschiedlichen Kapitalkosten anhand von Projekten aus der Windkraft verglichen. Diese variierten bei Onshore-Windkraftanlagen zwischen 3,5 Prozent in Deutschland und zwölf Prozent in Griechenland oder Kroatien. Dazu kommt die geringere Kaufkraft der ost- und südosteuropäischen Länder. Es besteht also ein westlich höherer Kapitalaufwand bei zugleich niedriger Kaufkraft. Die Folge ist, dass Photovoltaik oder Windkraft nicht dort zugebaut werden, wo der Ertrag am höchsten ist, sondern wo die Kapitalkosten gering sind. Dazu kommt der vergleichsweise geringe Kapitalaufwand für konventionelle Energieträger. Sie erwecken den Anschein, dass erneuerbare Energien weiterhin zu teuer sind. Obwohl die Technologiekosten inzwischen dramatisch gesunken sind.
Die hohen Finanzierungskosten für erneuerbare Energien sind ein Grund, weshalb ost- und südosteuropäische Länder weiterhin neue Kohlekraftwerke bauen. Die in dem Papier vorgeschlagene „European Renewable Energy Cost Reduction Facility“ kann zu einem entscheidenden Instrument werden, dem entgegenzuwirken. Durch das Bürgschaftsprogramm für Erneuerbare könnten Projekte in Ländern mit hohen Finanzierungskosten schneller und günstiger umgesetzt werden.
Bürgschaftsprogramm für Erneuerbare aus EU-Haushalt finanzierbar
„Die nötigen Mittel sollten in den mehrjährigen EU-Haushalt eingestellt werden, der von 2020 an gilt“, sagt Matthias Buck. Er ist der Leiter Europäische Energiepolitik von Agora Energiewende. „Wir schlagen außerdem ein Pilotprojekt vor, um das Konzept schon vorher zu testen und erste Erfahrungen zu sammeln.“
Das Risiko für den Steuerzahler ist laut Agora Energiewende gering. Um das Bürgschaftsprogramm für Erneuerbare zu finanzieren, müssten entsprechende Mittel im EU-Haushalt eingestellt werden, der ab 2020 gilt. Der Think Tank schlägt dabei eine Liquiditätslinie von 200 Millionen Euro pro Jahr vor. „Das ließe sich aus dem laufenden EU-Haushalt bezahlen, indem bislang ungenutzte Mittel umgewidmet werden“, so Matthias Buck. Der Vorschlag sieht Maßnahmen vor, um sicherzustellen, dass nur vertrauenswürdige und qualitativ hochwertige Projekte unter das Bürgschaftsprogramm für Erneuerbare fallen können.
Quelle: Agora Energiewende