Die Weltklimakonferenz in Bonn ist abgeschlossen. Über Fortschritte und Stagnation bei der Umsetzung des Pariser Abkommens kann gestritten werden. Einen Schritt weiter ist die Welt aber wohl beim Kohleausstieg. Ein Staaten-Bündnis hat sich zur „Powering Past Coal Alliance“ zusammengeschlossen. Dem Anti-Kohle-Bündnis traten 18 Länder bei. Zusätzlich schlossen sich einige US-Bundesstaaten oder Städte wie etwa Vancouver an. Deutschland ist nicht dabei. Das liegt vor allem in den weiterhin schwierigen Jamaika-Sondierungen in Berlin.
Vorgestellt wurde die „Powering Past Coal Alliance“ in Bonn von Großbritannien und Kanada. Der Allianz gehören neben Entwicklungsländern wie Fidschi oder Angola auch große Industrienationen an. Frankreich, Italien und die Niederlande machen sich ebenfalls für einen zügigen Kohleausstieg stark. Bis zur nächsten Klimakonferenz im polnischen Kattowice will das Anti-Kohle-Bündnis über 50 Mitglieder vereinen.
Beinahe 40 Prozent des weltweiten Stroms ist durch Kohle produziert. Kohle ist der schmutzigste fossile Energieträger, daher ist ein Verzicht besonders dringend. Auch in Deutschland wird über ein Drittel des Stroms durch Braun- und Steinkohlekraftwerke produziert. Der Ausstieg aus der Kohleverstromung bleibt einer der größten Streitpunkte bei den aktuellen Sondierungsgesprächen.
Staaten bilden Anti-Kohle-Bündnis ohne Deutschland
„Es ist peinlich, dass Deutschland – ehemals Vorreiter beim Klimaschutz – nicht dabei ist“, heißt es etwa vom WWF. Auch in Deutschland sind die Forderungen nach einem sofortigen Kohleausstieg so deutlich wie nie. Um die Klimaziele, egal ob national oder international, zu erreichen, ist der Kohleausstieg unabdingbar. Bis spätestens 2035 ist er auch umsetzbar. Das errechneten im April Experten des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie.
Allerdings ist das „Noch-Nicht-Beitreten“ Deutschlands zum Anti-Kohle-Bündnis auch einfach erklärbar. Insbesondere, wenn man sich die bisherigen Vertragspartner genauer ansieht.
Die Mitglieder der Allianz wollen zwar alle herkömmlichen Kohlekraftwerke schrittweise vom Netz nehmen. Zudem versichern sie, keine neuen Kraftwerke mehr zu bauen, die keine Möglichkeit zur unterirdischen CO2-Speicherung (CCS) besitzen. Die noch nicht ausgereifte CCS-Technologie ist in Deutschland jedoch stark umstritten. Es werden weitere Umweltschäden durch entweichendes Gas befürchtet.
Außerdem verfügt die überwiegende Mehrheit bereits über ganz andere Möglichkeiten zur Stromproduktion als Deutschland. Das liegt hauptsächlich an den vorhandenen natürlichen Ressourcen, aber auch an der Nutzung von Atomkraft.
Während in Deutschland immerhin der Atomausstieg beschlossene Sache ist, vertrauen viele Staaten weiterhin auf den fossilen Energieträger. Kanada etwa renoviert gerade umfassend einige seiner alten Atommeiler. In Großbritannien wurde vor kurzem ein umfassendes Neubauprogramm beschlossen. Finnland, Frankreich und Belgien halten ebenfalls an ihren Atomkraftwerken fest.
Auch die natürlichen Voraussetzungen sind in vielen Ländern ganz andere als in Deutschland. Die Schweiz setzt traditionell auf Wasserkraft. Ein erheblicher Anteil des Strommixes kann über die natürliche Ressource gedeckt werden. Auch Kanada kann sich bereits zu 60 Prozent aus den gewaltigen Wasserreservoirs versorgen.
Quelle: Gov of Canada , WWF