100 Prozent jetzt – Ideen von Hermann Scheer

Zwar gilt Deutschland als Vorreiter hinsichtlich des Einsatzes erneuerbarer Energien, doch geht deren Ausbau ungeachtet der CO2- Ziele nur langsam voran. Worin liegen die Ursachen für die Verzögerung? Welche Akteure spielen eine wichtige Rolle innerhalb der Energiepolitik und wie kann man den Ausbau regenerativer Energieformen vorantreiben? 

Diese Fragen hat sich Hermann Scheer in seinem Buch „Der energethische Imperativ: 100% jetzt: Wie der vollständige Wechsel zu erneuerbaren Energien zu realisieren ist“ gestellt. Das Ergebnis ist ein Werk, dass von der Bestandsaufnahme, zur kritischen Betrachtung von Großprojekten wie DESERTEC bis hin zu wohl überlegten Möglichkeiten zum vollständigen Wechsel zu erneuerbaren Energien alles beinhaltet. Hermann Scheer kritisiert nicht nur, sondern gibt sinnvolle Möglichkeiten zu einer Veränderung des IST-Zustandes.

scheer-energetische-imperativDer 2010 verstorbene Autor war Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler sowie Mitglied des Deutschen Bundestages, Präsident von EUROSOLAR und Vorsitzender des Weltrats für Erneuerbare Energien. Als Wegbereiter des deutschen Erneuerbare- Energien-Gesetzes und Initiator der neu geschaffenen International Renewable Energy Agency (IRENA) setzt er sich auf 266 Seiten in 2 Teilen und insgesamt 7 Kapiteln ausführlich mit dem heiß diskutierten Thema auseinander.

Teil 1 beinhaltet zunächst eine Bestandaufnahme. So geht Kapitel 1 zunächst auf die momentane Situation ein. Die Macht der Energiekonzerne, genauso wie die Bedeutung und Art des konventionellen Energiedenkens sowie der Strukturkonflikt zwischen verschiedenen Energiesystemen werden hierbei beleuchtet. Kapitel 2 behandelt anschließend die Ursachen und Hintergründe zum aufgeschobenen Wechsel auf Erneuerbare Energien. Überraschend kritisch setzt sich der Träger des Alternativen Nobelpreises, des Weltsolarpreises, des Weltpreises für Bioenergie und Windenergie und des Solar World Einstein Awards in Kapitel 3 mit DESERTEC sowie dem Nordseeprojekt auseinander. Doch liefert er hierfür auch triftige Gründe: Die Großprojekte sind unter anderem ausschließlich technokratisch geplant, während hingegen geopolitische und soziale Aspekte nicht in Machbarkeitsstudien eingeflossen sind. Zudem setzt sich Scheer für eine dezentrale Energiewende auf lokaler Ebene ein.

Teil 2 des Buches stellt dann die Menschen und Organisationen, die Technologien und Gestaltungsräume für einen Wechsel zu 100 Prozent erneuerbarer Energien vor. Das wachsende Potential von Windkraft, Sonnenenergie und Biogasanlagen, die dazugehörigen Akteure und die Schlüsselrolle der kommunalen Energieversorger behandelt der Autor im vierten Kapitel. Kapitel 5 geht dann auf die Chancen, die sich mit einem Ausbau regenertiver Energieformen ergeben, ein: Für Energieexportländer, für Entwicklungsländer sowie für unproduktive Wirtschaftszweige. Und wie lassen sich nun Erneuerbare Energien finanzieren und umsetzen? Diese Frage soll in dem Buch nicht unbeantwortet bleiben. Mit Kapitel 6 werden weltförderale Initiativen zum Energiewechsel vorgestellt. Schließlich ist der Wechsel zu 100 Prozent erneuerbarer Energien eine Wertentscheidung. Gesellschaftsethik tritt hierbei an die Stelle von Energieökonomismus.

Das Buch ist ein Rundumschlag zum Ausbau und der Förderung regenerativer Energieformen. Die Gliederung in zwei Teile und 7 Kapitel hilft dabei, den Überblick zu behalten, sodass auch nach längerer Lesepause der Faden wieder leicht aufgenommen werden kann. Doch fällt es Einsteigern in das Thema Erneuerbarer Energien schwer, den Ausführungen immer zu folgen und bei 266 Seiten am Buch dran zu bleiben. Für Interessierte und Experten stellt das Buch jedoch ein Muss dar. Selten wurden so weit ausgearbeitete Konzepte und Handlungsmöglichkeiten in einem Buch dargelegt. 

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