Auf der internationalen Passivhaustagung wurden Ende April in Aachen die Passive House Awards verliehen. Wer nachhaltiges Bauen und Wohnen fördern will, muss jedoch nicht zu den Weltklasse-Architekten zählen. Jeder kann das Konstruieren in die eigenen Hände nehmen. Dabei hilft die Internetseite www.thepoosh.org. Für das Bauen mit Stroh, Lehm, Stein und Co. kann man sich mit Interessierten aus aller Welt austauschen und eigene sowie anderer Leute Bauprojekte aktiv gestalten.
Der Bau eines Hauses bedarf einiges an Energie. Das beginnt schon mit der Zementproduktion. Nach der gemeinnützigen Organisation ‚Consortium for Research on Renewable Industrial Materials‘ benötigt der Bau von 1,7 Millionen Häusern mit Holz, Stahl und Betonrahmen so viel Energie wie das Heizen und Kühlen von zehn Millionen Häusern pro Jahr.
Eric Puro und James Self wollen das ändern. Sie stecken hinter dem Internetprojekt POOSH, der ‚People’s Organization on Sustainable Housing‘. Die Initiatoren haben sich über das Netzwerk Couchsurfing kennengelernt und arbeiteten daraufhin gemeinsam an einer nachhaltigen Behausung im US-Bundesstaat Oregon. Aufgebaut ist dieses autarke Domizil unter anderem aus mit Erde befüllten Autoreifen und Glasbehältern.
Dieses sogenannte ‚Earthship‘ inspirierte Eric und James zur Kreation der Internetseite POOSH. Seit August 2012 ist das Netzwerk online. Die Website beherbergt eine Sammlung nachhaltiger Bauprojekte weltweit, füttert Interessierte mit neuen Ideen und lädt auch dazu ein, beim Bau verschiedener Projekte vor Ort mitzuhelfen.
Nach der Vision von POOSH soll es in Zukunft normal sein, nachhaltig zu bauen. Nur so können die Auswirkungen auf die Umwelt so gering wie möglich gehalten werden. Wie bereits weiter oben erwähnt, funktioniert dieses Prinzip zum Beispiel mit der Nutzung bereits ausgedienter Produkte wie gebrauchten Reifen. Des Weiteren kommen oft Steine, Strohballen, Bambus, Scheitholz, Erde, Sandsäcke oder Lehm als Materialien zum Einsatz. Wer die passenden Komponenten auf dem Wertstoffhof und mit Anzeigen sucht, verringert zudem die Transportkosten. Das macht den Bau einer Behausung auch gleich viel preiswerter als wenn man auf den Kauf neuer, fabrikgefertigter Materialien setzt. Design und Konstruktion sind im Übrigen auch ohne Spezialisten zu bewerkstelligen.
Gemeinschaftliches Projekt mit Zukunft
Im Gegensatz zum konventionellen Hausbau beansprucht eine nachhaltige Bauweise allerdings mehr Zeit. Abhilfe schaffen daher freiwillige Helfer, die sogenannten POOSHer. Denn die zumeist mit Hand errichteten Bauten sind vor allem Gemeinschaftsprojekte. Der Vorteil für die freiwilligen Helfer: Sie lernen dabei Methoden der nachhaltigen Bauweise, die sie später für eigene kreative und ökologische Bauten einsetzen können. So werden die Fähigkeiten des Ökodesigns und der umweltfreundlichen Architektur länder- und kulturenübergreifend weitergegeben. Das Konzept ähnelt der Organisation ‚WWOOF‘, die freiwillige Helfer an ökologische Bauernhöfe vermittelt.
Eine nachhaltige Konstruktion sollte auf die Umgebung abgestimmt sein und mit ihrer thermisch wirksamen Masse zur Kühlung sowie zum Heizen beitragen. Wind- und Sonnenenergie können für die Stromzufuhr sorgen und Regen- und Schmelzwasser übernehmen mit geeigneten Filtern komplett die Wasserversorgung. Auch die eigene Abwasserreinigung ist mit Filtern und einem Faultank vor Ort möglich. Praktisch ist das natürlich fernab jeglicher Zivilisation. Doch auch im städtischen Bereich sind POOSH-Projekte zu finden: In Leipzig wird beispielsweise ein Gebäude aus dem 19. Jahrhundert mit einem Gewächshaus sowie Regenwassertank ausgestattet. Weitere Projekte finden sich hier.
POOSH hat Zukunft, denn eine neue Bauweise ist überall möglich. Immer mehr Menschen haben zudem das Bedürfnis, ihre eigene Lebenswelt selbst zu gestalten – seien es nun die eigenen Kleider, die Stromversorgung oder das eigene Zuhause. Diesen Trend können Netzwerke wie POOSH beflügeln.
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