Im Gebäudesektor versteckt sich ein enormes Energieeinsparpotential. Die Sanierungsrate spielt im Klimaschutz daher eine sehr wichtige Rolle, doch werden die Modernisierungsmöglichkeiten und Fördergelder bei weitem nicht ausgenutzt. Eine Studie der Wohnen und Umwelt GmbH im Auftrag der KfW Bankengruppe hat nun die Einflussfaktoren auf die Sanierung in deutschen Wohngebäuden untersucht.
Ein besonderes Augenmerk bei der Studie lag auf den Gründen gegen eine Sanierung – trotz aktuell günstiger ökonomischer Randbedingungen – und der somit gewonnene Eindruck, dass vor allem nicht-ökonomische Faktoren einen entscheidenden Einfluss auf Sanierungstätigkeiten haben.
Bei der Beantwortung der Forschungsfrage konnte festgestellt werden, dass jede Sanierungsentscheidung individuell und situationsabhängig getroffen wird. Es werden mehrere Faktoren berücksichtigt, wobei Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Faktoren bestehen. Auch das persönliche Umfeld, eigene Kenntnisse und Vorerfahrungen sind entscheidend für die Bewertung dieser einzelnen Faktoren.
Zu den wichtigen Kriterien bei der Entscheidung für oder gegen eine Sanierung finden sich ökonomische Abwägungen bei allen Eigentümertypen (Selbstnutzer, Vermieter, Sanierer, Nicht-Sanierer) an erster Stelle. Beim Abwägen der Vor- und Nachteile bewerten Nicht-Sanierer Aspekte allerdings negativer als Sanierer. Ein weiterer Unterschied besteht bei der Bewertung des ökonomischen Potentials: Für Vermieter sind finanzielle Aspekte stärker maßgebend, während Selbstnutzer eher bereit zu größeren Investitionen sind, sofern diese zugleich den Wohnkomfort erhöhen können.
Was sind nun die maßgeblichen Anlässe für eine Sanierung? Für Selbstnutzer als auch Vermieter spielen Instandsetzungsnotwendigkeit und die Erhöhung des Wohnkomforts – vor allem bei den Selbstnutzern – eine wichtige Rolle. Weitere Beweggründe sind eine hohe ökologische Überzeugung, der Einfluss dritter Personen, Energiekosteneinsparungen sowie gesetzliche Vorschriften als Denkanstoß. Kann ein Sanierungsanlass nun festgestellt werden, werden meist auch Sanierungsmaßnahmen durchgeführt, hier variiert die Sanierungstiefe je nach Argumenten von vereinzelten Maßnahmen in Eigenleistung (beispielsweise der Abdichtung von Fenstern) bis hin zur Komplettsanierung.
Warum sanieren nun trotz Fördermöglichkeiten wenig Eigentumsbesitzer ihre Wohnungen und Häuser? Gründe sind finanzielle Restriktionen auch bei Meinung, dass Maßnahmen an sich sinnvoll wären, befürchtete Nachteile wie Feuchte, Schimmel, Brennbarkeit und Ungeziefer, ökologische Bedenken hinsichtlich der Entsorgungsproblematik sowie Vorgaben und der bürokratische Aufwand. Ein seltener Grund ist zuletzt die nachteilige Optik durch Maßnahmen.
Trotz einer Vielzahl der Hinderungsgründe ist eine Überwindung der Hemmnisse möglich. Zunächst sollte ein größeres Bewusstsein in der Bevölkerung, beispielsweise durch eine breite Öffentlichkeitsarbeit, geschaffen werden. Kostenlose Beratungsangebote sowie die Vermittlung von Best-practice Beispielen erleichtern die Entscheidung für eine Sanierung und stellen positive Aspekte in den Vordergrund. Darüber hinaus müssen Fördermöglichkeiten flexibler gestaltet und höhere Zuschüsse gewährleistet werden, um den finanziellen Bedenken zu begegnen. Zuletzt bietet sich gerade bei der Quartiersentwicklung eine engere Zusammenarbeit mit Kommunen und Verbraucherberatern an (Vorzeigeobjekte, Netzwerke).
Für den Bericht wurden Interviews mit insgesamt 32 Wohnungseigentümern und vier institutionellen Vermietern in den Kommunen Fürth in Bayern, Herne und Heidelberg von Dezember 2014 bis Dezember 2015 durchgeführt. Ziel war es, die bisherigen Erkenntnisse auf eine breitere Basis zu stellen und insbesondere die konkrete Entscheidungssituation für oder gegen eine energetische Sanierung zu untersuchen. Anhand der Ergebnisse darf man nun gespannt sein, wie Fördergeber und die Politik reagieren.
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