Go Green? Logistik im Umbruch

Just in Time-Fertigung, Supply Chain Management oder E-Commerce: Logistik-Dienstleistungen zählen zu den Wirtschaftszweigen, die auf stetig steigendes Umsatzwachstum zählen können. Nicht zuletzt stellt die zunehmende Neigung von Verbrauchern, selbst Artikel des täglichen Bedarfs per Mausklick im Internet zu bestellen, die Frage nach einer umweltverträglichen Logistik. Schon heute macht das Einkaufen im Internet dem klassischen Einzelhandel schwer zu schaffen und rüttelt an den Grundlagen seiner Existenz. Dabei stehen wir vermutlich erst am Anfang dieser Entwicklung. Der logistische Verkehr wird von Jahr zu Jahr zunehmen – ob auf den Straßen, auf der Schiene oder in der Luft – womit nicht nur die Flugzeugfracht, sondern schon in naher Zukunft auch Transportdrohnen gemeint sind, mit denen Versandhändler und Logistikdienstleister ihre Ware ausliefern und den Boten zumindest partiell ersetzen werden.

Die Frage lautet also nicht: Wie viel Logistik? Sondern: Welche Art von Logistik wollen wir haben? Wie können logistische Strategien, Strukturen, Prozesse und Systeme in allen relevanten Bereichen besonders umweltfreundlich und ressourceneffizient gestaltet werden? Wie kann ein Gleichgewicht zwischen ökonomischen und ökologischen Interessen geschaffen werden? Wie können Unternehmen dazu gebracht werden, auch in punkto Logistik umzudenken und einen nachhaltigen, den Prinzipien der Corporate Social Responsibility gehorchenden Unternehmenswert zu schaffen?

Es sind Fragen, die sich zunehmend nicht nur die (Umwelt-)Politik und Teile der Gesellschaft, sondern auch die Unternehmen selbst stellen – und stellen müssen. Zum Teil aus Eigeninteresse, zum Teil aber auch als Antwort auf sich verändernde gesetzliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen.

Sowohl die Industrie als auch Logistikdienstleister verfügen über zahlreiche Ansatzpunkte, um ihre Prozesse zu optimieren und damit den Anforderungen einer „Grünen Logistik“ entsprechen zu können. Sie betreffen sowohl kurz- und langfristige als auch unternehmensinterne und branchenüberreifende Maßnahmen. Die internen Maßnahmen können zum Beispiel mit Umweltzertifizierung und Energiemanagement beginnen, um anschließend in Richtung alternativer Antriebe, grüner Produktlinien und nachhaltiger Logistikzentren weiter entwickelt zu werden. Zu den branchenweiten bzw. -übergreifenden Maßnahmen zählen unter anderem die Formulierung gemeinsamer Umweltziele, gemeinsamer Logistiksysteme, neuer Verpackungsmaße und -gewichte sowie eine diese Maßnahmen unterstützende Standortpolitik.

Folglich muss sich jedes Unternehmen die Frage stellen, auf welcher Ebene Grüne Logistik ansetzen kann, um eine sauberere Luft, weniger Treibstoffverbrauch, Senkung von Lärmemissionen oder Reduzierung des Straßenbaus zu erreichen, um nur einige Beispiele zu nennen. Sind es die Produkte und ihre Verpackungen selbst – oder doch die Planung? Oder liegen die größten Optimierungspotentiale beim Einsatz modernster Technik wie verbrauchsärmeren Motoren, alternativen Treibstoffen, intelligenter Routenplanungssoftware und Fahrzeugflottensteuerungssysteme?

Fest steht: Je nachdem, auf welcher Ebene man ansetzt, desto gravierender die Auswirkungen. Verbunden ist damit auch die Beschränkung von Handlungsoptionen für die darunter liegenden Ebenen. Wird zum Beispiel vom Hersteller eines Produkts entschieden, eine bestimmte Verpackungsart und -größe zu verwenden, hat dies direkte Auswirkungen auf Fixgrößen wie Volumen und Beladbarkeit von Containern oder Lastwagen. Sämtliche im Anschluss getroffenen Entscheidungen müssen von dieser Verpackungsgröße als Fixwert ausgehen und haben einen begrenzten Spielraum. Auch die strategische Entscheidung eines Distributors, entweder mit mehreren dezentralen oder einem einzigen zentralen Logistikzentrum zu arbeiten, gehört dazu. Dies wiederum hat weitaus stärkere Auswirkungen auf den Treibstoffverbrauch der Unternehmensflotte.

Daraus folgt, dass jeder Versuch, Grüne Logistik in einem Unternehmen einzuführen, von der Frage nach den jeweils effektivsten Hebeln ausgehen muss. Jedes Unternehmen ist angehalten, seine internen Prozesse zu identifizieren und individuelle Antworten auf die Fragen zu geben: Wie grün will ich wann sein? Wodurch und mit welchen Partnern kann ich dies möglichst effektiv und effizient erreichen?

Im Hinblick auf Ressourcenverknappung und ansteigenden Rohstoffpreisen ist es daher vor allem für Unternehmen im produzierenden Gewerbe wichtig, auch an morgen zu denken. Eine Investition in einen nachhaltigeren Produktionsablauf, Verpackung und Lagerung ist die Basis für einen effizienteren Transport und kann dort wiederum auch Kosten einsparen. Grüne Logistik bedarf daher lediglich einer ausgefeilten strategischen Planung und dem Willen, nicht nur die Gewinnmaximierung als oberstes Ziel anzustreben.

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