Bis zum Jahr 2030 soll der Energiebedarf in der EU im Vergleich zum Jahr 2007 um 30 Prozent sinken. Dieses Ziel beschloss die EU-Kommission im Juli dieses Jahres. Es geht dabei vor allem um eine erhoffte Einsparung der Importkosten. Auch die Bundesregierung sprach sich für diese Zahl aus. Das Thema Energieeffizienz steht in Deutschland sowieso unter einem guten Stern – zumindest im Vergleich der größten Volkswirtschaften der Welt.
Der American Council for an Energy-Efficient Economy (ACEEE) brachte Mitte Juli eine Studie über Energieeffizienz heraus. Darin geht Deutschland knapp als Sieger hervor. Die gemeinnützige Organisation sieht sich als Rat für eine energieeffiziente Ökonomie in den Vereinigten Staaten. Seit 1980 analysiert sie technische und politische Aspekte, mit der in den USA für mehr Energieeffizienz geworben wird. Nun kam also ein neuer internationaler Vergleich der weltweit größten Ökonomien, eine Art Energieeffizienz-Wertungsliste, heraus.
Gebäude, Industrie, Mobilität und Politik im Fokus
Verglichen wurden die 16 führenden Volkswirtschaften, darunter auch die Europäische Union. Zusammen genommen sind sie für 71 Prozent des weltweiten Energiebedarfs verantwortlich.
Die Untersuchung teilte sich in vier Bereiche: Gebäude, Industrie, Mobilität und nationale Anstrengungen (Politik) kamen ins Visier. So geht es in der Studie sowohl um nationale Energieeinsparungsziele und Vorgaben energieeffizienter Fahrzeuge, als auch um die Messung des tatsächlichen Energieaufwandes.
Deutschland hat im Vergleich die höchste Wertung erreicht: 65 von 100 Punkten. Und vor allem die Energieeffizienz der Industrie schnitt bei der Messung gut ab. Bemängelt wird in dem internationalen Bericht, dass Deutschland relativ wenig für Forschung im Bereich der Energieeffizienz ausgibt. Zudem sei eine innovative Finanzierung nachhaltiger Technologien noch ausbaufähig. Als Vorbilder gelten hier zum Beispiel Japan und Südkorea.
Nachhaltige Mobilität in Italien
Den zweiten Platz im Ranking nimmt Italien ein. Zudem konnte das Land im Süden Europas die höchste Punktzahl im Bereich der energieeffizienten Mobilität ergattern. So investiert Italien – im Gegensatz zu Deutschland – relativ viel in sein Schienennetz. Des Weiteren unterstützt die italienische Regierung abgasarme Wagen: Bis 2015 soll der Kauf umweltfreundlicher Fahrzeuge wie Methan-, Elektro- und Hybridautos mit 120 Millionen Euro voran gebracht werden. Die EU sieht eine Drosselung des Energiebedarfs aus konventionellen Kraftwerken vor: Italien beteiligt sich an dem Ziel mit 800 Millionen Euro.
EU für politische Anstrengungen gelobt
Bleiben wir in Europa: Den dritten Platz belegte die EU als Ganzes. Vor allem im Bereich der politischen Bestrebungen konnte sie punkten. So heben die Autoren der Studie die Richtlinie hervor, mit der sich die EU-Mitgliedsländer für ein nationales Energieeffizienzziel verpflichten. Auf der Wertungsliste erreichten China und Frankreich gemeinsam den vierten Platz. Die Wohngebäude im ‚Reich der Mitte‘ benötigen weniger Energie pro Fläche als die anderer Länder. Aus diesem Grund gewinnt das Land im Bereich der energieeffizienten Gebäude.
Die USA liegt weit abgeschlagen auf dem 13. Platz, aber noch vor Russland, Brasilien und Mexiko. Es gibt jedoch Grund zur Hoffnung: Die Autoren setzen auf eine eventuelle Verschmutzungsgrenze für neue Kohlekraftwerke in den USA.
So gut das Ergebnis für Deutschland auch ausfällt: Bei 65 von 100 Punkten ist noch viel Platz nach oben. Die Studie des ACEEE lädt ja auch dazu ein, bewährte Methoden anderer Staaten zu übernehmen. Dafür lohnt sich aber auch ein Blick in die Länder, die nicht zu den Großen der Weltwirtschaft zählen.
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