Es sieht ganz schön futuristisch aus, das Bio-Solar-Haus von Klaus Becher. Eigentlich sind es sowieso gleich zwei Häuser, die er als Bio-Solar-Haus verkauft – und mehrfach umweltprämiert sind die überdimensionalen Gewächshäuser auch noch. In ganz Europa freuen sich Menschen über das Leben im wohl gesündesten Haus, das auch noch ganz ohne komplizierte Technik auskommt und weder Öl, noch Gas, noch Strom fürs Heizen benötigt.
Wie kommt man auf eine solch kuriose Idee, ein Haus im Haus zu bauen? Eigentlich war Maschinenbauingenieur Klaus Becher früher damit betraut, effektiv arbeitende Fabriken zu bauen. Ideen zum Energiesparen waren ihm also kein Fremdwort. Dann kam die Rente und mit ihr auch die nötige Ruhe, um über Möglichkeiten nachzudenken, diese Prinzipien in seinem eigenen Wohnhaus umsetzen zu können.
Die Lösung ließ nicht lange auf sich warten: Das Ausnutzen von Luftschichten zur Wärmeisolation, die sich zuvor durch die Sonne aufgeheizt hatten. Das alles geschah im Jahr 1993. Heute verkauft der pfiffige Rentner sein Wohnkonzept in individuellen Formen, entweder als schlüsselfeltiges Niedrigstenergiehaus oder als Baukastensystem für alle, die neben einem umweltfreundlichen Niedrigstenergiehaus auch noch ein wenig handwerkliches Geschick an den Tag legen.
Das Prinzip ist simpel wie trickreich: Die Bauweise gleicht einem Haus im Haus. Den eigentlichen Wohnraum bildet ein mit Zellulose gut gedämmtes, wasserdampfdurchlässiges Innenhaus. Der in jedem Haus produzierte Wasserdampf diffundiert als trockenes Gas, ohne zu Tauwasser kondensieren zu können in die erwärmte Luftschicht zwischen Innen- und Außenhaus. Der nicht kondensierende Wasserdampf steigt als Wassergas durch seinen natürlichen Auftrieb ohne maschinelle Hilfe über das Dach ins Freie. Der Wintergarten, verbunden mit der Luftschicht und dem Dachboden als Luftkollektor, erwärmt sich kostenlos durch das Tageslicht und reduziert dabei den Heizenergieverbrauch und verhindert gleichzeitig baugefährdende Feuchtigkeit und gesundheitsgefährdenden Schimmel. Für das angenehme Klima sorgen aber auch zum Boden hin offene Beete. Pflanzen dürfen so ihrem Wurzeltrieb freien Lauf lassen, sich ungestört entfalten und ganz nebenbei das Wohnklima verbessern.
Mit seinem System setzt sich Becher bewusst von herkömmlichen Niedrig- und Energiesparhäusern ab. Die kommen ohne eine Permanetbelüftung gar nicht aus, denn sie sind extra luftdicht gebaut, um möglichst viel Energie zu sparen. Dass es auch anders geht, zeigen die „Treibhäuser“ des Maschinenbauingenieurs. Der Bedarf an externer Energie liegt in seinen Bio-Solar-Häusern bei gerade einmal 20 Kilowattstunden je Quadratmeter und Jahr. Möglich macht das die ausgeklügelte Bauweise zusammen mit der Dacheindeckung aus Plexiglas, die mittels des Treibhauseffekts zusätzliche Wärme erzeugt. Die sammelt sich im Außenhaus und erzeugt ein warmes Luftpolster zwischen Innen- und Außenhaus. Warmes Brauchwasser wird über schwarze, wassergefüllte Schläuche generiert, die auf dem Dachboden von der Sonne erwärmt werden. Reicht das nicht aus, etwa an trüben Tagen, übernehmen andere regenerative Quellen, wie Holz und Solar, die Erwärmung des Heißwassers.
Das angenehme Wohnklima im rund 250.000 Euro teuren Gewächshaus für Menschen kann übrigens vorab getestet werden. Der Hausanbieter lässt Probewohnen, damit sich jeder von den Vorzügen selber überzeugen kann, bevor er lebenslang in ein ganz neues Wohnerlebnis eintaucht.
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