Eine hohe Energieausbeute aus altem Gras ist das besondere Merkmal der neuen, mobilen Biomasse-Demonstrationsanlage, die in Lauterbach im Vogelsbergkreis in Betrieb ging. Die Biomasse stammt von unter Naturschutz stehenden Grünflächen. In der Anlage wird daraus Biogas gewonnen und gleichzeitig ein Festbrennstoff mit pelletähnlichen Eigenschaften hergestellt.
Das Verfahren
Silage aus altem und damit stark lignin- und zellulosehaltigem Grünlandaufwuchs wird mit warmem Wasser vermengt und in der Wassermaischung vergärt. Anschließend trennt eine Schneckenpresse feste und flüssige Bestandteile. Der Presssaft fließt in den Fermenter und vergärt dort zu Biogas. Dieses erzeugt in einem Blockheizkraftwerk (BHKW) Strom und Wärme. Die abfallende Wärme wird genutzt, um den Presskuchen zu trocknen und so einen Festbrennstoff zu gewinnen. Das Verfahren wurde an der Universität Kassel entwickelt.
Die Vorteile
Durch die ganzjährige Nutzung der Wärme des BHKWs für die Trocknung des Pressrückstands ist die Energienutzung effizient. Der Presskuchen enthält weniger Minerale und kann besser für die Verbrennung eingesetzt werden. Die Transportwürdigkeit des Presskuchens ist hoch. Die Nährstoffe in den Gärresten aus der Biogasanlage werden auf Ackerflächen zurückgeführt.
Die wissenschaftliche Begleitung
Die Führung der Anlage erfolgt im Rahmen des PROGRASS-Projektes, das durch das Umweltförderprogramm LIFE+ von der EU rund 1,8 Millionen Euro für 2009 bis 2012 erhält. Die mobile Demonstrationsanlage bleibt für drei Monate am Vogelsberg. Anschließend folgen Einsätze in Middle Ceredigion in Wales und Tratu in Estland. In diesen Gegenden wurden Flächen von 3.000 bis 10.000 Hektar mit typischen Gründlandgesellschaften ausgewählt. Die Ergebnisse sollen sich später auf andere Grünland-Habitate übertragen lassen.
Der Hintergrund
Biomasse aus extensiver Nutzung lässt sich wegen seines hohen Zellulose- und Ligningehaltes sowie der Mineralstoffgehalte schlecht in Biogasanlagen verwerten. Auch die Verbrennung ist keine optimale Lösung, da viel Asche anfällt. Damit bei der Verwertung der Biomasse keine unnötigen Kosten entstehen, sucht die Wissenschaft nach neuen Ideen.
Susanne Kirsch
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