Macht Biosprit Lebensmittel teuer?

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Verfeuern wir unsere guten Lebensmittel zu Unrecht? Ist die Produktion von Agrargütern zu Bioenergie gar Schuld am Welthunger? Die Diskussion um „Teller oder Tank“ ist längst entfacht und ruft dabei sowohl Kritiker als auch Befürworter auf den Plan. Doch woran liegt es nun, dass Menschen hungern und sich Lebensmittelpreise verteuern?

Schenkt man der Studie der Weltbank Glauben, so trägt der Anbau von Biosprit-Pflanzen mit einem Anteil von 70 Prozent eine gewichtige Rolle an den Nahrungsmittelpreisen. Die restlichen 30 Prozent sollen auf das Konto gestiegener Energie-, Transport- und Düngerkosten, sowie dem schwächelnden Dollar gehen. Auch die Lebensmittelindustrie ist überzeugt davon, dass die staatliche Förderung von Agrarrohstoffen Schuld an den hohen Getreide- und Pflanzenölpreisen sei. Dagegen halten vor allem Vertreter der Biokraftstoffbranche und auch Bundesagrarminister und Umweltminister! Ihr Argument: Nur zwei Prozent der weltweiten Landwirtschaftsflächen werden für den Anbau von Biosprit-Pflanzen genutzt. Vielmehr sei die hohe Nachfrage an Futtermitteln durch die steigende Weltbevölkerung Schuld an der Misere und nicht zuletzt die Rohstoffspekulanten, die durch ihre Profitgier die Nahrungsmittelpreise nach oben treiben.

Tatsächlich steigt die Weltbevölkerung jährlich um 80 Millionen Menschen an. Vor allem Asien steht an der Spitze der am stärksten wachsenden Weltmetropolen und mit ihr steigt die Lebensmittelnachfrage. Hinzu kommt der vermehrte Konsum von Milch- und Fleischprodukten in den „reichen Ländern“, was zu einem unverhältnismäßig hohen Verbrauch von Getreide- und Ölsaaten für die Futtermittelherstellung führt. Die Weltmarktpreise für Getreide sind entsprechend hoch, was zudem durch die schlechten Ernten noch zusätzlich angefeuert wird. Das I-Tüpfelchen bilden die gestiegenen Lohn- und Energiekosten von Einzelhandel, Bäckereien und Mühlen.

Trotzdem kann es nicht der Biosprit sein, der die Lebensmittelpreise in die Höher treibt und dadurch die Bevölkerung in armen und politisch instabilen Ländern hungern lässt. Für Biotreibstoffe werden nämlich nur knapp fünf Prozent des weltweiten Getreideaufkommens verwendet. Und auch der Anteil, den die Rohstoffkosten an den Lebensmitteln tragen ist verschwindend gering. Beim Brot liegt der Kostenanteil für das Getreide im Vergleich zum Endproduktpreis bei nur 3,6 Prozent, für eine Flasche Bier entfällt auf die Braugerste Beispielsweise nur ein Cent. Nicht die Rohstoffe sind es, die den Löwenanteil an der Verteuerung der Nahrungsmittel tragen, sondern Weiterverarbeitung, die Personalkosten, Steuern, Vertrieb und Werbung.

Agrarische Rohstoffe sind auf den Weltmärkten in ausreichender Menge vorhanden, die Kernproblematik des Welthungers ist vielmehr ein Verteilungsproblem. In der Vergangenheit führten die niedrigen Preise für landwirtschaftliche Produkte vielfach dazu, dass Flächen brachlagen. Investitionen lohnten sich aufgrund der niedrigen Erlöse nicht mehr und in vielen Regionen wurde die landwirtschaftliche Produktion gänzlich aufgegeben, beziehungsweise die Investitionen auf ein Minimum heruntergeschraubt. Durch die hohe Nachfrage und die steigenden Preise lohnt es sich für viele Landwirte mittlerweile wieder zu investieren und Brachflächen zu bestellen. Die Nutzung von Bioenergie könnte dabei sogar zu einem Wandel der Landwirtschaft in ärmeren Entwicklungsländern führen, denn das Wertschöpfungspotenzial dieser Regionen würde angefacht – als wichtiger Versorger mit kostengünstiger Energie (die bislang fehlte) im eigenen Land.

Judith Schomaker

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