Der internationale Energiekonzern GDF Suez – einer der größten der Branche weltweit – setzt auf den polnischen Markt. Dabei interessiert sich das Unternehmen auch für Investitionen in die Grüne Energie. Derzeit baut es in der südostpolnischen Stadt Połaniec, die etwa fünf Autostunden südöstlich von Warschau liegt, den größten Biomasse-Block der Welt. Die Kapazität dieser Anlage soll bei 190 Megawatt liegen.
Dabei lässt sich GDF Suez diese Investition auch einiges kosten: Insgesamt werden eine knappe Milliarde Zloty in den Bau gesteckt – also etwa eine viertel Milliarde Euro. Der Konzern, der dabei mit der Unterstützung der polnischen Regierung rechnen kann,
will den Block bis Ende 2012 errichtet haben. „Polen ist für uns ein Tätigkeitsfeld, das oberste Priorität hat“, sagte der GDF-Suez-Vorstandsvorsitzende Gerard Mestrallet bei einem Treffen im polnischen Wirtschaftsministerium Ende Juli.
Hintergrund: GDF Suez ist gerade dabei, sich strategisch neu aufzustellen. Das Ziel ist, durch Zukäufe und unterschiedliche Aktivitäten in Europa, die weltweite Nummer eins am Energiemarkt zu werden. Das Unternehmen will insbesondere dem Düsseldorfer Konzern Eon den Rang ablaufen, der aktuell an der Spitze steht. Dabei spielen Investitionen in den Wachstumsmarkt Polen, der als besonders attraktiv gilt, auch eine spürbare Rolle.
Das Engagement in Grüne-Energie-Projekte ist deswegen dort lukrativ, weil der polnische Staat sie gesondert fördert. Grund: Das Land muss unbedingt einen neuen Energiemix finden, da es zurzeit seinen Energiebedarf zu 90 Prozent mit umweltschädlichen Kohlekraftwerken deckt. Diese stammen obendrein aus den 60er Jahren und müssen dringend modernisiert werden. Experten schätzen zudem, dass der Bedarf bis zum Jahr 2030 um die Hälfte wachsen wird.
Deswegen versucht GDF Suez neben dem Bau des Biomasse-Blockes zusätzlich polnische Energieunternehmen zu kaufen, die der polnische Staat derzeit veräußert. Ein Gebot für den staatlichen Konzern Energa hat Polen allerdings Mitte August abgelehnt. Begründung: Der Preis sei zu niedrig gewesen. Aus diesem Grund muss der Energie-Riese umso mehr auf die Grünen Projekte in Polen setzen: Mit dem Baubeginn der Anlage in Połaniec hat die Führungsriege um Vorstandschef Mestrallet allerdings schon einen wichtigen Schritt dorthin gemacht.
Sebastian Becker
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