Die Energiepflanze Durchwachsene Silphie gilt als wasser- und bienenschonende Alternative zum Mais für Biogasbauern. Die Landeswasserversorgung Baden-Württemberg zeigt sich skeptisch.
Auf über 3000 Hektar ist die bis zu drei Meter hohe, gelb blühende Durchwachsene Silphie mittlerweile in Deutschland schon ausgesät. Das ist zwar nur ein Bruchteil der rund 900.000 Hektar Fläche, auf der Mais als Energiepflanze angebaut wird, doch deutlich mehr als 2015, als sie gerade einmal auf 80 Hektar wuchs. „Endlich einmal haben wir schöne Energie vom Acker, von der die Landwirte auch leben können“, freut sich Alexandra Kipp vom Energiepark Hahnennest im württembergischen Ostrach, dem größten Zuchtbetrieb in Deutschland für die neue Energiepflanze.
Die ursprünglich aus Nordamerika stammende Silphie gilt als erste Energiepflanze für Biogas, die wirtschaftlich fast gleichauf mit dem Mais liegt. Laut Angaben des Fachverbands Biogas liegt ihre Energieausbeute im Vergleich zu Mais bei 70 bis 80 Prozent. Durch den reduzierten Aufwand für Bodenbearbeitung, Düngung und Pflanzenschutz ergeben sich jedoch laut Kipp auch Kostenvorteile. Denn im Gegensatz zum Mais ist die Silphie eine mehrjährige Kultur, die 10 bis 20 Jahre am selben Standort verbleibt und nach der Ernte im Herbst im Frühjahr aus Wurzeln und Grundblättern wieder austreibt. Dadurch sind nur im ersten Jahr Bodenbearbeitung und Pflanzenschutzmaßnahmen erforderlich. Zudem reicht eine organische Düngung aus und der Landwirt kann so teure Mineraldünger einsparen.
Weniger Erosion und Nitratauswaschung
Kipp weist auf eine ganze Reihe von weiteren Umweltvorteilen hin: So baut die Silphie als Dauerkultur nachhaltig Humus auf und verlagert damit aktiv C02 aus der Luft in den Boden. Der Humusabbau wird durch die nicht erforderliche Bodenbearbeitung verhindert und Bodenlebewesen wie tiefgrabende Regenwürmer gefördert. Die permanente Bodenbedeckung und die erhöhte Wasseraufnahmekapazität der Pflanze, die über zwei Meter tiefe Wurzen verfügt, kommt dem Erosionsschutz zu Gute. Auch die Nitratbelastung des Grundwassers kann so verringert werden. „Nährstoffauswaschungen ins Grundwasser sind so deutlich reduziert“, bestätigt Frank Lorho, Sprecher des baden-württembergischen Umweltminsteriums, der den zunehmenden Anbau der neuen Energiepflanze grundsätzlich begrüßt.
Punkten kann die Durchwachsene Silphie auch in punkto Bienenschutz: Zum einen durch den weitgehenden Verzicht auf Pflanzenschutzmittel, zum anderen durch ihre späte Blüte von Juli bis September. Bienen nutzen diese zusätzliche Pollen- und Nektarquelle hauptsächlich zur Eigenversorgung und als Winterfutter. Allerdings weist das Stuttgarter Umweltministerium auch auf Einschränkungen hin. „Es handelt sich trotzdem um eine Intensivkultur mit hohen Hektarerträgen, die eine größere Biodiversität nicht zulässt. Die Flächenkonkurrenz zum Nahrungsmittelanbau bleibt bestehen“, sagt Lorho.
Skeptisch zeigt sich die Landeswasserversorgung Baden-Württemberg. „Die Durchwachsene Silphie kann nur ein kleiner Mosaikbaustein für eine wasser- und umweltschonendere Landwirtschaft sein“, sagt Sprecher Bernhard Röhrle. Um die hohen Stickstoffüberschüsse von derzeit durchschnittlich 76 Kilogramm pro Hektar in den Wasserschutzgebieten (WSG) des Zweckverbands abzubauen und die Nitratbelastung des Grund- und Oberflächenwassers zu senken, plädiert er für eine flächendeckende Umstellung der Landwirtschaft in den WSGs auf Bioanbau. Zudem brauche es schärfere Kontrollen, dass überall ordnungsgemäß gedüngt werde. Röhrle verweist hierbei auch auf das jüngste Urteil des Europäischen Gerichtshofs gegen die Bundesrepublik Deutschland aufgrund der zu hohen Nitratbelastung des Grundwassers. Als Zielmarke fordern die Luxemburger Richter eine Reduzierung der Stickstoffüberschüsse im Boden auf Null.