Upcycling – Ein Weg aus der Abfall-Krise?

Mit Upcycling kann jeder einen Beitrag leisten
Mit Upcycling kann jeder einen Beitrag leisten

Immer mehr Menschen in Deutschland entdecken für sich, dass es sinnvoll ist – im Interesse der Allgemeinheit – ökologisch zu leben. Die Fridays-for-Future-Bewegung ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass das Thema der Nachhaltigkeit mittlerweile deutlich mehr Bürgern wichtig ist als noch vor einigen Jahren. Insbesondere die jüngeren Generationen scheuen sich nicht, ihr grünes Bewusstsein auch mithilfe aggressiver Rhetorik nach außen zu tragen.

Umfragen belegen, dass in der gesamten Bevölkerung ein Umdenken stattgefunden hat. Im Rahmen einer Studie[i] aus dem Jahre 2018 gaben beispielsweise 79 Prozent der Befragten an, dass Nachhaltigkeit in ihrem Leben wichtig ist. Nach konkreten Maßnahmen gefragt, erklärten 53 Prozent, dass sie ganz auf Plastik verzichten würden und es vorzögen, Gebrauchsgegenstände zu reparieren, statt neu zu kaufen. Bei einer ähnlichen Studie[ii] aus dem Jahr 2018 gaben sogar 71 Prozent der Befragten an, dass sie sich den Einkauf in Unverpackt-Läden vorstellen können – in solchen Geschäften bringen Kunden die Behälter, in denen sie Lebensmittel transportieren, selbst mit.

Es zeigt sich also, dass der Wille in der Bevölkerung durchaus da ist, insgesamt bewusster zu leben und Müll zu reduzieren.

Reinkarnation von Gebrauchsgegenständen?

Der Begriff Upcycling ist ein Teil dieser Entwicklung, da er einen Vorgang beschreibt, bei dem man Konsumgüter wiederverwertet. Upcycling und Recycling haben also gemeinsam, dass sie die Nutzungsdauer von Gegenständen, Kleidung u. Ä. erhöhen.

Während Recycling allerdings in der Regel die Qualität des Konsumgutes während der Wiederaufbereitung vermindert, tut Upcycling das Gegenteil.

Der Wortbaustein „Up“ bedeutet, dass man bei diesem Verfahren Gegenstände aufwertet.

Upcycler bemühen sich also, Gebrauchsgegenstände nicht nur in ihren Ursprungszustand zurückzuversetzen, sondern diese sogar zu verbessern. Teilweise werden diese im Anschluss aber auch vollkommen zweckentfremdet – so zum Beispiel bei:

  • Hosen, die man zu Einkaufsbeuteln umfunktioniert
  • Hemden, die zu Kissenbezügen werden
  • Katzenzelte, die man aus alten T-Shirts baut

Upycling ist also für viele Menschen interessant, weil es Wege aufzeigt, aus alten Dingen kreativ etwas Neues zu schaffen.

Doch wie sinnvoll ist es, Upcycling im Alltag zu betreiben und welche Methoden eignen sich, um ganz direkt einen Beitrag beim Reduzieren von Abfall zu leisten?

Antworten auf diese und weitere Fragen finden Interessierte im Folgenden.

Wie schädlich ist unsere Abfallwirtschaft?

In den letzten Jahren hat die Abfallproduktion wieder zugenommen. Statistiken[iii] zeigen, dass das Abfallaufkommen bereits im Jahre 2017 das Rekordniveau von 412,2 Mio. Tonnen erreicht hatte und damit weit oberhalb des ursprünglichen Höchstwerts des Jahres 2000 von 406,7 Mio. Tonnen lag.

Von 2000 bis 2005 sank das Müllaufkommen kontinuierlich, stieg in den Jahren 2006 bis heute aber wieder an und erreichte schließlich neue Höhen. Und das, obwohl sich das Umweltbewusstsein der Deutschen in diesen Jahren nachweisbar gesteigert hat. Wo liegen also die Gründe dafür?

Den Ausschlag geben die Mengen von Müll, die Abfallbehandlungsanlagen produzieren. Das statistische Bundesamt zieht seit 2006 Sekundärabfälle – also solche, die in den Anlagen behandelt wurden – nicht mehr vom Gesamtabfallaufkommen ab. Real wurde also nicht mehr Müll produziert, sondern es tauchten nur akkuratere Zahlen in der Statistik auf. Nichtsdestotrotz sind die Werte beunruhigend.

Zeit für einen Umdenkprozess

Die Zahlen zeigen, dass auf lange Sicht ein Umdenken stattfinden muss – insbesondere mit Blick auf Plastikabfälle. Auch durch Recycling können Gesellschaften diesem Problem nicht entgegenwirken. Recycelte Plastikwaren können nach einer gewissen Zeit nämlich ebenfalls nicht mehr verwendet werden und landen somit im Restmüll. Diese verrotten jedoch nicht, sondern existieren auch in Jahrhunderten noch, wenn man sie nicht verbrennen lässt.

Mit Blick auf diese Tatsache kann allerdings Upcycling einen wertvollen Beitrag leisten. Plastikmüll kann jeder reduzieren, indem er ganz einfach die Gegenstände, die er zum Transport oder Verpacken von Waren benötigt, selbst anfertigt.

Konkrete Strategien sind beispielsweise:

  • Einkaufstaschen selbst fertigen, statt Plastiktaschen im Supermarkt zu kaufen.
  • Generell kaputte Produkte nicht wegwerfen, sondern diese, so gut es geht, reparieren.
  • Gebrauchsgegenstände aus Müll fertigen – Lampen aus alten Dosen o. Ä.

Solche Maßnahmen packen das Übel vielleicht nicht an der Wurzel, trotzdem können sie positiv wirken. Nicht zuletzt ist der Erfolg von Upcycling davon abhängig, wie viele Menschen diesem Trend aktiv nachgehen. Allerdings sollten Bürger nicht voreilig PET-Flaschen oder Dosen umfunktionieren. Vor dem Upcycling sollten sie sich nämlich die Frage beantworten, ob der jeweilige Gegenstand an anderer Stelle gebraucht wird. Ein enger Stoffkreislauf, bei dem eine Flasche im Anschluss wieder als Flasche Verwendung findet, schont nachweislich die meisten Ressourcen. Benutzt man beispielsweise für ein DIY-Projekt eine Mehrweg-Flasche, erzeugt man dadurch eine Lücke im Mehrwertsystem.

Upcycling für Mode

Ein sicheres Betätigungsfeld, bei dem Upcycling extrem sinnvoll ist, ist allerdings die Modebranche. Anstatt dem zügellosen Shoppingwahn zu frönen, sollten Modebegeisterte sich auch hier um Nachhaltigkeit bemühen. Mit Blick auf den eigenen Kleiderschrank bieten sich dafür viele Möglichkeiten – DIY-Tipps für Upcycler findet man in großer Zahl online. Durch Upcycling kann man allerdings nicht nur abgetragene T-Shirts oder Hemden in altem Glanz erstrahlen lassen. Auch ganz neue Kreationen und Designs lassen sich durch das Verwenden von Stoffabfällen schaffen. Das hat mittlerweile auch die Modebranche erkannt.

Designer wie Aluc oder Reet Aus nutzen naturbelassene Materialien, um ihre Kleidung zu produzieren. Aluc verwendet beispielsweise ausschließlich industrielle Reststoffe, die bei der Produktion abfallen. Allerdings machen auch große Namen wie Adidas durch Upcycling-Kampagnen auf sich aufmerksam (Schuhe und Trikots aus Meeresmüll).

Will man nun aber nachhaltige Veränderungen anstoßen, so sollte man solche Unternehmen unterstützen, die sich dem Nachhaltigkeitsgedanken in Gänze verschrieben haben. Nicht solchen, die nur einem temporären Trend folgen, um höhere Umsätze zu generieren.

[i] https://de.statista.com/infografik/14379/yougov-statista-umfrage-zum-thema-nachhaltigkeit/

[ii] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/895113/umfrage/persoenliche-massnahmen-zum-nachhaltigen-konsum-in-deutschland/

[iii] https://www.umweltbundesamt.de/daten/ressourcen-abfall/abfallaufkommen#deutschlands-abfall

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